Die Credit Suisse hat eine von ihr in Auftrag gegebene, zweijährige Untersuchung zu möglichen Vermögenswerten in Argentinien von Holocaust-Opfern auf Konten der Vorgängerbank Schweizerische Kreditanstalt (SKA) zum Abschluss gebracht. Die Vorwürfe des Simon Wiesenthal Centers (SWC) hätten sich in dieser umfassenden Untersuchung nicht bestätigt, teilte die Bank am Dienstagabend mit.
Der Haushaltsausschuss des US-Senats kritisierte die CS-Untersuchung umgehend. Die Bank habe die Untersuchung behindert, nicht umfassend genug und nicht alle relevanten Daten aus den Jahren zwischen 1933 und 1945 sowie danach analysiert. Unter anderem seien Daten aus Bolivien oder von Nazi-Erben nicht berücksichtigt worden. Zudem sei eine wichtige Person im Zuge der Untersuchungen unerklärlicherweise entlassen worden.
US-Ausschuss: «Nazi-Konten» teils bis 2020 geführt
Der Senatsausschuss führt in den Ausführungen eigene Studien an, die zwar unvollständig seien, und dennoch beinahe 100 Konten mit Nazi-Bezug offenlegten. Einige davon seien von der CS noch bis in die jüngste Zeit geführt worden.
In Argentinien war vor Jahren eine Liste von Mitgliedern der Unión Alemana de Gremios (UAG), eine Organisation mit Verbindungen zu Nazi-Deutschland, aufgetaucht. Die Liste umfasste rund 12'000 Personen, offenbar auch mit Kontoverbindungen in die Schweiz. Argentinien galt nach dem Zweiten Weltkrieg als Zufluchtsort für Mitglieder des Nazi-Regimes.
Das renommierte jüdische Simon Wiesenthal Center in Los Angeles bat im März 2020 die Credit Suisse, die Liste und den Fall zu untersuchen. Die Organisation vermutete, dass zahlreiche Personen auf der Liste auch Konten bei der Kreditanstalt hatten – mit Vermögen von Holocaust-Opfern.
CS: Annahmen von SWC nicht bestätigt
Laut der CS hat die von AlixPartners durchgeführte Untersuchung keine Beweise zu den vom Simon Wiesenthal Center vorgebrachten Behauptungen geliefert, wonach «viele» der UAG-Mitglieder oder sonstige nach Argentinien geflüchteten Nazis von 1933 bis 1945 Konten bei der SKA gehabt hätten. Zudem hätten acht seit langem geschlossene Konten, die aus dieser Zeit identifiziert werden konnten, keine Vermögen von Holocaust-Opfern enthalten.
AlixPartners habe darüber hinaus auch eine Liste von 311 hochrangigen Nazis untersucht, die das Simon Wiesenthal Center vor 25 Jahren an die Schweiz übermittelt hatte. Die vertiefte Analyse der bereits in den 1990er-Jahren durchgeführten Untersuchungen seien darin im Wesentlichen bestätigt worden, so die CS.