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Aufstieg zum Statussymbol Smartphones haben sich deutlich verteuert

Zum ersten Mal hat bei den Handy-Preisen ein Teuerungsschub stattgefunden, wie eine SRF-Recherche zeigt.

Smartphones für mehr als 1000 Franken – seit Apple mit dem iPhone X im letzten Herbst in diese preislichen Sphären vorgestossen ist, haben auch weitere Hersteller nachgezogen. Geräte jenseits der Tausender Marke sind kein Tabu mehr.

Damit ist ein lange anhaltender Trend zu Ende gegangen. Bislang fand bei Smartphones wie auch bei anderen Elektronikprodukten ein ständiger Preiszerfall statt. Das heisst: Die Leistung der Geräte nahm zwar stetig zu – die Preise bewegten sich aber immer in etwa derselben Bandbreite, so dass die Handys insgesamt immer günstiger wurden.

Teuerungsschub auf Smartphones

Im letzten Jahr begann sich das Blatt zu wenden. Zum ersten Mal fand bei den Smartphones eine Teuerung statt, wie eine Auswertung des Landesindex der Konsumentenpreise durch SRF zeigt. Bei der Produktkategorie «Telekom-Geräte», bei der die Smartphones mit Abstand den grössten Anteil ausmachen, belief sich die Teuerung 2017 auf 0,4 Prozent. Und 2018 sind die Handys nochmals deutlich teurer geworden. Von Januar bis Juli ist das Preisniveau um fünf Prozent gegenüber der Vorjahresperiode gestiegen.

Säulendiagramm
Legende: SRF

Smartphones für mehr als 1000 Franken – mit neuer, noch leistungsfähigerer Technik lasse sich das nicht begründen, sagt SRF-Digitalexperte Reto Widmer: «Der Preis wird hier nicht mehr über die Leistungsmerkmale definiert. Apple ist es gelungen, mit dem iPhone 10 ein Smartphone mit noch mehr Statussymbolik auf den Markt zu bringen. Und Hersteller wie Samsung und Huawei nutzen dies und verkaufen ihre eigenen Top-Handys eben auch zu höheren Preisen.»

Tatsächlich zeigt ein Blick auf das aktuelle Angebot, dass diverse Hersteller ihre jeweiligen Top-Produkte in dieser preislichen Sphäre angesiedelt haben. So etwa das neue Samsung-Modell, Galaxy Note 9, das bis zu 1350 Franken kostet. Oder das Huawei Mate 10 Pro für 1200 Franken. Andere Hersteller, darunter Sony, bieten Geräte um einen psychologisch wohl wichtigen Franken unter der Tausender Grenze an – für 999 Franken.

Bald ist die Reihe wieder an Apple. Der iPhone-Konzern wird – wie immer im Herbst – seine neue Produktpalette präsentieren. Und wie gewohnt brodelt die Gerüchteküche, welche Geräte vorgestellt werden. Einigkeit herrscht unter Experten, dass es sich Apple sicher nicht nehmen lassen wird, die Preise über 1000 Franken bei den leistungsfähigsten Modellen zu festigen.

Mehr Dynamik auch im günstigen Bereich

Markus Bernhard, Chef des Schweizer Handy-Verkäufers Mobilezone, verteidigt dieses neue, höhere Preisniveau. «Ein Preis von 1000 Franken für ein Smartphone kann angemessen sein. Ich denke, es ist entscheidend, was der Anwender damit machen will. Ein Ersatz für die Digitalkamera leitet einen vielleicht dazu, ein gutes Gerät von Huawei, Samsung oder Apple zu kaufen.»

Laut dem Mobilezone-Chef hat sich jedoch auch bei günstigen Smartphones eine Dynamik entfaltet: «Im unteren Preissegment hat jeder Hersteller, insbesondere auch hier in der Schweiz, Angebote für 300 Franken, die viele Bedürfnisse abdecken können.»

Preisbewussten Smartphone-Nutzern empfieht Digital-Experte Reto Widmer, sich in Geduld zu üben, nicht immer sofort das neuste Modell oder eben ein günstiges Gerät zu kaufen: «Für die meisten Anwendungen sind Geräte, die nur die Hälfte kosten völlig ausreichend. Es gibt da von der Leistung her eigentlich keinen Grund mehr, so viel Geld für ein Smartphone auszugeben.»

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