Weil der Einfluss der Versicherer gross ist, wollen sie sich mehr fürs Klima engagieren. Die weltgrössten Versicherer haben sich deshalb zusammengeschlossen in der «Net-Zero Insurance Alliance», der NZIA. Mit dabei sind alle Wichtigen im Markt aus Europa und Asien, wie zum Beispiel Axa, die Allianz oder Generali.
Munich Re gab als Grund für den Austritt aus der NZIA «kartellrechtliche Risiken» an. Denn in den USA lobbyieren republikanische Politiker dafür, dass die Kartellbehörden gegen Mitglieder der NZIA rechtlich vorgehen, weil diese Öl- und Gas-Firmen benachteiligten. Das verstosse gegen das Wettbewerbsrecht, so das Argument. Diesem Risiko wollte sich Munich Re nicht aussetzen.
Nun folgt die Zurich Versicherung. Auf Anfrage von SRF will der Versicherer einen kartellrechtlichen Grund weder dementieren noch bestätigen, und schreibt eher technisch: «Zurich hat beschlossen, sich aus der Net-Zero Insurance Alliance zurückzuziehen. Nachdem wir eine standardisierte Methode zur Messung und Offenlegung von Treibhausgasemissionen im Zusammenhang mit Versicherungs- und Rückversicherungsportfolios eingeführt haben, wollen wir unsere Ressourcen darauf konzentrieren, unsere Kunden bei ihrem Übergang zu unterstützen.»
WWF: Wichtiger ist, was man im Alltag tut
Keine Abkehr also vom Netto-Null-Ziel, aber nicht mehr dabei bei der Allianz – was sagen die Umweltverbände dazu? Der WWF ist nicht sonderlich beeindruckt – Regula Hess, zuständig für Finanzthemen bei der Umweltorganisation, sagt: «Ob jetzt die Zurich Versicherung diese Klimaziele im Rahmen der NZIA setzt oder ausserhalb, scheint uns dabei etwas weniger relevant, weil diese Allianz nicht besonders glaubhaft ist und auch nicht sicherstellt, dass diese Klimaziele wissenschaftlich fundiert sind.»
Viel wichtiger ist es für den WWF indes, dass die Zurich in ihrem Alltagsgeschäft etwas für das Klima tut. Doch hier enttäusche der grösste Schweizer Versicherer. «Die Zurich versichert weiterhin neue Öl- und Gasprojekte und das ist nicht kompatibel mit dem Klimaziel, die Erderwärumg auf 1.5 Grad zu beschränken», sagt Hess weiter.
Taten sind wichtiger als Worte
Andere Versicherer sind da weiter. So versichern die Allianz, Swiss Re wie auch die Munich Re keine neuen Projekte zur Erschliessung von Öl- und Gasvorkommen mehr.
Beim WWF hält man generell nicht so viel von Branchenabsprachen, klare Regeln des Gesetzgebers seien effektiver. Und noch wichtiger sei, dass Versicherer kongruent in ihrem Handeln seien – Versicherer investieren nämlich auch und können so beeinflussen, wo ihr Kapital hinfliesst.
Zusammengefasst kann man sagen, Taten sind wichtiger als Worte. Und wenn nun die Zurich Versicherung, die übrigens noch in anderen Klimaallianzen dabei ist, aus der Net Zero-Allianz der Versicherer aussteigt, ist das nicht entscheidend, sondern, wie ein Versicherungsunternehmen Tag für Tag handelt. Und offensichtlich nützt es, wenn Versicherer mit klimaschädlichen Unternehmen nicht mehr zusammenarbeiten. Denn sonst würden Politiker und Lobbyisten in den USA die Kartellbehörden nicht bemühen.