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Befürchtungen um AHV-Fonds
Aus 10 vor 10 vom 01.11.2024.
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Ausgleichsfonds Compenswiss Vorsorgegelder: «Jedes Land könnte Schweizer Vermögen blockieren»

Statt der UBS ist neu die US-Bank State Street als Depotbank zuständig, damit im Ausland investierte Schweizer Vorsorgegelder in Milliardenhöhe sicher aufbewahrt sind. Der Wechsel dieser Zuständigkeit hat eine politische Debatte ausgelöst. Auch, weil nicht ideal kommuniziert wurde. Compenswiss-Verwaltungsratspräsident Manuel Leuthold äussert sich erstmals ausführlich zu den Beweggründen für den Wechsel und was er heute anders machen würde.

Manuel Leuthold

Verwaltungsratspräsident Compenswiss

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Manuel Leuthold ist ein Schweizer Verwaltungsrat. Er absolvierte von 1978 bis 1981 einen Master in Rechtswissenschaften und von 1981 bis 1984 einen Master in Wirtschaftswissenschaften, jeweils an der Universität Genf. Von 2012 bis 2015 leitete er das operative Geschäft der Banque Privée Edmond de Rothschild. Neben diversen Verwaltungsratsmandaten ist Leuthold seit 2016 Präsident von Compenswiss.

SRF News: Manuel Leuthold, Compenswiss hat den Vertrag mit der UBS als Depotbank gekündigt. Jetzt übernimmt die US-Bank State Street diese Aufgabe. Warum?

Manuel Leuthold: Wir haben über 26 Jahre mit der UBS gearbeitet. Die Eidgenössische Finanzkontrolle hat uns empfohlen, den Auftrag neu auszuschreiben. Damit haben wir 2021 begonnen und sind Ende letzten Jahres zu diesem Entscheid gekommen.

Wie viel spart Compenswiss mit dem neuen Vertrag?

Es geht nicht allein um die Kosten. Es ist das Verhältnis der Kosten und der Leistung. Also, auch was wir mit den neuen Systemen an Effizienz gewinnen können.

Die Leistungen waren nicht schlecht, aber wir suchten wirklich die beste Lösung.

War die UBS also nicht in der Lage, die gleiche Qualität bei der Dienstleistung zu bieten?

Die Leistungen waren nicht schlecht, aber wir suchten wirklich die beste Lösung. State Street gehört zu den drei führenden Depotbanken der Welt, mit über 40'000 Milliarden Dollar in den Depots. Entsprechend sind die Systeme sehr gut und State Street investiert viel in die Technologie.

Was ist eine Depotbank?

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Eine Depotbank ist in die Abwicklung von Finanzmarkttransaktionen involviert. Wird ein Wertpapier wie eine Aktie oder Obligation gekauft oder verkauft, wickelt die Depotbank diesen Auftrag ab und sorgt dafür, dass die Wertpapiere sicher verwahrt und im Depot des jeweiligen Kunden ein- oder ausgebucht werden. Zudem übernimmt die Depotbank weitere administrative Aufgaben, berichtet über die Wertentwicklung in den Kundendepots und schreibt beispielsweise Dividenden- und Zinszahlungen gut. In Vermögensverwaltungsentscheide, also wenn Geld investiert wird, ist die Depotbank nicht involviert.

Die Tatsache, dass jetzt eine US-Bank bei den Schweizer Vorsorge-Milliarden involviert ist, hat eine anhaltende politische und juristische Debatte ausgelöst.

Wir haben das in Kauf genommen. Bevor wir die Ausschreibung eröffneten, hatten wir uns überlegt, ob wir uns auf Schweizer Banken beschränken sollten und haben uns dann aber dagegen entschieden.

Im Verwaltungsrat von Compenswiss sitzen auch Vertreter und Vertreterinnen von Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften. Wie kann es sein, dass man die Brisanz dieses Themas derart unterschätzte?

Nochmals, wir waren uns bewusst, dass es Diskussionen geben wird. Leider wurden falsche Informationen verbreitet. Zum Beispiel, dass mit dem Wechsel zu einer US-Depotbank Geld in die USA transferiert werde. Das ist völlig falsch. Kein Rappen wurde deswegen in die USA verschoben. Falsch war auch die Darstellung, dass nun Anlageentscheide in den USA gefällt würden. Alle Anlageentscheide werden in der Schweiz von Compenswiss getroffen.

Jedes Land könnte Sanktionen oder Massnahmen gegen die Schweiz auslösen und Vermögenswerte blockieren.

Namhafte Juristen wie Peter V. Kunz von der Universität Bern oder Rolf Sethe von der Universität Zürich warnen, die USA und ihre Behörden könnten im Extremfall Vermögenswerte, die eigentlich der Schweizer Bevölkerung gehören, blockieren oder zumindest den Zugriff erschweren.

Jedes Land könnte Sanktionen oder Massnahmen gegen die Schweiz auslösen und Vermögenswerte blockieren. Wertschriften bleiben jeweils im Land ihres Emittenten. Eine koreanische Aktie bleibt also in Korea und wird durch eine dort ansässige Bank aufbewahrt.

Nahaufnahme von Schweizer Banknoten.
Legende: Der Wechsel zur US-Bank State Street als neue Depotbank von Compenswiss hat eine politische Debatte ausgelöst. Keystone / GAETAN BALLY

Wir sind zum Schluss gekommen, dass wir die bestmögliche Lösung im Interesse von Compenswiss und den Versicherten getroffen haben.

Wenn Sie zurückblicken, was der Wechsel der Depotbank alles ausgelöst hat. Was würden Sie heute anders machen?

Wir würden sicher von Anfang an detailliert informieren. Um zu vermeiden, dass falsche Aussagen gemacht werden.

Das Gespräch führte Matthias Pfander.

Von der Randnotiz zum Politikum

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Zuerst war es eine Randnotiz. An der alljährlichen Medienkonferenz von Compenswiss, dem Ausgleichsfonds für die AHV, IV und EO, hiess es, man werde die Depotbank-Beziehung wechseln. Nicht viel mehr.

Anfang Juli meldeten die Westschweizer Medien «Tribune de Genève» und «24 heures» dann, dass die UBS nach 26 Jahren den Auftrag als Depotbank von Compenswiss verloren habe und neu die US-Bank State Street den Auftrag erhalte. Genau genommen ist es die Zürcher Niederlassung der Münchner Filiale von State Street. Diese Meldung schwappte in der Folge in die Deutschschweiz und sorgt für anhaltende Diskussionen.

10 vor 10, 1.11.24, 21:50 Uhr ; 

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