Statt der UBS ist neu die US-Bank State Street als Depotbank zuständig, damit im Ausland investierte Schweizer Vorsorgegelder in Milliardenhöhe sicher aufbewahrt sind. Der Wechsel dieser Zuständigkeit hat eine politische Debatte ausgelöst. Auch, weil nicht ideal kommuniziert wurde. Compenswiss-Verwaltungsratspräsident Manuel Leuthold äussert sich erstmals ausführlich zu den Beweggründen für den Wechsel und was er heute anders machen würde.
SRF News: Manuel Leuthold, Compenswiss hat den Vertrag mit der UBS als Depotbank gekündigt. Jetzt übernimmt die US-Bank State Street diese Aufgabe. Warum?
Manuel Leuthold: Wir haben über 26 Jahre mit der UBS gearbeitet. Die Eidgenössische Finanzkontrolle hat uns empfohlen, den Auftrag neu auszuschreiben. Damit haben wir 2021 begonnen und sind Ende letzten Jahres zu diesem Entscheid gekommen.
Wie viel spart Compenswiss mit dem neuen Vertrag?
Es geht nicht allein um die Kosten. Es ist das Verhältnis der Kosten und der Leistung. Also, auch was wir mit den neuen Systemen an Effizienz gewinnen können.
Die Leistungen waren nicht schlecht, aber wir suchten wirklich die beste Lösung.
War die UBS also nicht in der Lage, die gleiche Qualität bei der Dienstleistung zu bieten?
Die Leistungen waren nicht schlecht, aber wir suchten wirklich die beste Lösung. State Street gehört zu den drei führenden Depotbanken der Welt, mit über 40'000 Milliarden Dollar in den Depots. Entsprechend sind die Systeme sehr gut und State Street investiert viel in die Technologie.
Die Tatsache, dass jetzt eine US-Bank bei den Schweizer Vorsorge-Milliarden involviert ist, hat eine anhaltende politische und juristische Debatte ausgelöst.
Wir haben das in Kauf genommen. Bevor wir die Ausschreibung eröffneten, hatten wir uns überlegt, ob wir uns auf Schweizer Banken beschränken sollten und haben uns dann aber dagegen entschieden.
Im Verwaltungsrat von Compenswiss sitzen auch Vertreter und Vertreterinnen von Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften. Wie kann es sein, dass man die Brisanz dieses Themas derart unterschätzte?
Nochmals, wir waren uns bewusst, dass es Diskussionen geben wird. Leider wurden falsche Informationen verbreitet. Zum Beispiel, dass mit dem Wechsel zu einer US-Depotbank Geld in die USA transferiert werde. Das ist völlig falsch. Kein Rappen wurde deswegen in die USA verschoben. Falsch war auch die Darstellung, dass nun Anlageentscheide in den USA gefällt würden. Alle Anlageentscheide werden in der Schweiz von Compenswiss getroffen.
Jedes Land könnte Sanktionen oder Massnahmen gegen die Schweiz auslösen und Vermögenswerte blockieren.
Namhafte Juristen wie Peter V. Kunz von der Universität Bern oder Rolf Sethe von der Universität Zürich warnen, die USA und ihre Behörden könnten im Extremfall Vermögenswerte, die eigentlich der Schweizer Bevölkerung gehören, blockieren oder zumindest den Zugriff erschweren.
Jedes Land könnte Sanktionen oder Massnahmen gegen die Schweiz auslösen und Vermögenswerte blockieren. Wertschriften bleiben jeweils im Land ihres Emittenten. Eine koreanische Aktie bleibt also in Korea und wird durch eine dort ansässige Bank aufbewahrt.
Wir sind zum Schluss gekommen, dass wir die bestmögliche Lösung im Interesse von Compenswiss und den Versicherten getroffen haben.
Wenn Sie zurückblicken, was der Wechsel der Depotbank alles ausgelöst hat. Was würden Sie heute anders machen?
Wir würden sicher von Anfang an detailliert informieren. Um zu vermeiden, dass falsche Aussagen gemacht werden.
Das Gespräch führte Matthias Pfander.