Es geht um viel Geld: Insgesamt haben die Casinos in der Schweiz im letzten Jahr 635 Millionen Schweizer Franken umgesetzt. Dabei sind die Gewinnauszahlungen an die Kundschaft bereits abgezogen. Zusätzlich fliessen jedes Jahr noch rund 200 Millionen Franken über illegale Online-Casinos ins Ausland ab, schätzt Marc Friedrich, der Geschäftsführer des Schweizer Casino Verbandes.
Diese Zahl lässt sich nicht überprüfen, da sich das Ausmass eines illegalen Sektors naturgemäss nicht exakt messen lässt. Aber: «Das bedeutet, dass die bewilligten Schweizer Online-Casinos Umsatz verlieren. Spieler werden nicht geschützt. Und die AHV hat keine Abgaben.»
Laut Friedrich ist die Tendenz eindeutig: «Die illegalen Online-Casinos nehmen zu.» Nicht alles, was online an Glücksspielen angeboten wird, ist illegal. Das neue Geldspielgesetz sieht seit 2019 explizit vor, dass Schweizer Casinos hier legal Online-Glücksspiele anbieten dürfen. Aktuell gibt es elf solche Online-Casinos.
Jedes ist einem physischen Schweizer Casino angegliedert und unterliegt denselben strengen Regeln; bei Geldwäschereiabklärungen, oder wenn es darum geht, suchtgefährdete Spielerinnen und Spieler zu überwachen. Um solche Arbeiten auszuführen, beschäftigen die Online-Casinos – laut Verband – insgesamt rund 260 Angestellte.
Marc Friedrich vom Casino-Verband ist frustriert, weil inländische und ausländische Online-Plattformen im Buhlen um die spielfreudige Kundschaft unterschiedlich lange Spiesse haben.
«Die Schweizer Online-Casinos haben hier eine Bewilligung, müssen sich an die Gesetzgebung halten. Sie werden von der Schweizer Aufsichtsbehörde kontrolliert. Die ausländischen illegalen Anbieter kann man hier nicht packen. Sie haben ihren Sitz in Malta oder Curaçao. Sie zahlen der Schweiz keine Abgaben. Und sie können letztlich machen, was sie wollen.»
Problem der doppelten Strafbarkeit
Das findet auch Aufseher Thomas Fritschi ärgerlich. Aber: «Das Problem ist die doppelte Strafbarkeit.» Denn in ihren eigenen Ländern sind die Online-Spiele nicht illegal. «Beispielsweise Malta oder Gibraltar werden uns in solchen Rechtsfällen nicht unterstützen.»
Viele Online-Casinos haben ihren Sitz bewusst in Malta, Gibraltar oder Curaçao. Von dort aus dürfen sie ihr Geschäft weltweit betreiben. Aus Sicht dieser Länder ist das völlig legal. Dass diese Dienste dann verboten sind, wenn sie in der Schweiz angeboten werden, schreckt die dortigen Online-Casinos nicht ab.
Machen kann die Spielbankenkommission nicht viel, höchstens verhandeln mit den Sitz-Staaten: «Allenfalls wäre eine Verstärkung der internationalen Zusammenarbeit in diesem Bereich für eine Verbesserung der Situation hilfreich. Doch die vollständige Beseitigung aller illegalen Anbietenden im Internet scheint auch dann unrealistisch.»
Seit Inkrafttreten des neuen Geldspielgesetzes 2019 hat sich ein Teil des Online-Glücksspiels also vom illegalen in den legalen Bereich verschoben. Ein anderer Teil bleibt allerdings illegal. Und das wird sich auch kaum ändern.