- Die Warnung vor möglichen Einbussen durch die Schieflage eines US-Hedgefonds brocken Credit Suisse den grössten Tagesverlust seit dem Börsencrash vom Frühjahr 2020 ein.
- Die Aktien der Bank sind bis zu 15 Prozent ins Minus gefallen. Bei Handelsschluss lagen die Aktien mit 13.83 Prozent im Minus.
- Die Credit Suisse hatte zuvor vor einem möglichen Verlust durch den Ausstieg aus einem «bedeutenden US-Hedgefonds» gewarnt.
Die Credit Suisse muss nach der noch laufenden Greensill-Affäre bereits einen weiteren Rückschlag hinnehmen. Wegen Zwangsverkäufen eines Hedgefonds droht der zweitgrössten Schweizer Bank ein hoher Verlust.
Ein bedeutender Hedgefonds mit Sitz in den USA sei in der vergangenen Woche den Margenforderungen der Credit Suisse und einiger anderer Banken nicht nachgekommen, teilte die Bank mit. Credit Suisse sei zusammen mit den anderen Banken nun dabei, sich aus diesen Positionen zurückzuziehen. Obwohl es zum jetzigen Zeitpunkt noch verfrüht sei, die genaue Höhe des Verlustes daraus zu beziffern, könnte er «sehr bedeutend und wesentlich» für das Ergebnis des ersten Quartals sein.
Details noch nicht bekannt
Genauere Details wollte die Bank auch auf Anfrage nicht bekannt geben. Man werde «zu gegebener Zeit» ein Update in dieser Angelegenheit geben, hiess es. Laut diversen internationalen Finanzmedien handelt es sich bei dem US-Hedgefonds um Archegos Capital, ein Family Office von Bill Hwang mit einem geschätzten Vermögen von rund 10 Milliarden Dollar.
Archegos hat laut den Berichten mit viel Fremdkapital auf steigende Technologieaktien gesetzt. Nachdem diese zuletzt aber stark gelitten hatten, kam der Hedgefonds wohl unter Druck von Banken, die ihre Kredite zurückhaben beziehungsweise zusätzliche Sicherheiten haben wollten.
Finma ist eingeschaltet
Die CS ist mit ihren Verlusten nicht allein. Neben ihr warnte am Montag etwa auch die japanische Bank Nomura vor einem «signifikanten» potenziellen Verlust und schätzte die Höhe der Forderung auf ca. zwei Milliarden US-Dollar, basierend auf den Marktpreisen vom letzten Freitag. Zu den betroffenen Banken gehören laut den Medienberichten aber auch Goldman Sachs, Morgan Stanley, Deutsche Bank und UBS, die alle als Prime Broker für Archegos tätig waren. Ob beziehungsweise wie weit die UBS in den Fall involviert ist, wollte sie auf Anfrage nicht kommentieren.
Auch die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma beschäftigt sich mit dem Fall. Man sei von der CS informiert worden und stehe mit ihr – wie in solchen Fällen üblich – in Kontakt, hiess es.
Aktie seit Anfang März stark unter Druck
Die CS-Aktie büsste am Montag massiv an Wert ein. Bei Handelsschluss resultierte ein Minus von 13.8 Prozent auf 10.75 Franken, im Tief lag das Minus bei fast 15 Prozent. Händler verwiesen vor allem auf die grossen Unsicherheiten. «Noch ist unklar, wie hoch die Verluste und wie gross die Probleme sind», sagte einer. Und da die Anleger sich vor solchen Unsicherheiten scheuten, würden die CS-Papiere heute in grösserem Stil aus den Portefeuilles geworfen.
Analysten hielten sich angesichts der noch vielen Unklarheiten mit Kommentaren noch zurück. Man werde vermutlich in den nächsten Tagen oder Wochen von den Auswirkungen des erzwungenen Schuldenabbaus auf eine Reihe von Banken hören, hiess es bei der Bank Vontobel. Die ZKB gab ihrem Kommentar angesichts der diversen Verluste in jüngster Zeit einen leicht sarkastischen Ton: Man sei fast geneigt, den alten Spruch zu zitieren, dass die Bank erst kein Glück gehabt habe und dann auch noch Pech dazu gekommen sei, meinte der zuständige Analyst.