Autos sammeln heute mehr Daten als etwa Fitnessarmbänder oder Gesundheitsapps. Das ist das Fazit einer neuen Studie der Mozilla-Stiftung. Autos werden immer stärker zu fahrenden Computern, nicht nur Elektroautos, sondern Autos generell. Autos analysieren die Fahrgeschwindigkeit, wann sich die Fahrerin oder der Fahrer angurtet und wie fest die Person das Lenkrad greift.
Es ist nicht auszuschliessen, dass Gespräche aufgenommen werden und der Innenraum gefilmt wird.
Im Fahrzeug selber werden Zehntausende von Daten gesammelt, wie Christian Bach erklärt. Er ist Fahrzeugspezialist bei der EMPA, der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt. Es sei auch nicht auszuschliessen, dass Gespräche aufgenommen würden und der Innenraum gefilmt werde.
Ein Albtraum für die Privatsphäre
Von 25 Automarken, die untersucht wurden, bekommen bekannte Marken wie Volkswagen, Audi, Kia und Tesla eine schlechte Note. Die Autos sammelten dank Kameras und Sensoren viel mehr Daten als nötig und erfassten sogar die sexuelle Orientierung, politische Meinung und den religiösen Glauben, etwa für Marketingzwecke oder um die Daten an Dritte zu verkaufen.
Kia hat auf eine Anfrage von Radio SRF nicht geantwortet und Tesla verweist auf seine Datenschutzerklärung. Volkswagen, Audi, Ford und Toyota haben gegenüber dem Nachrichtenportal Euractiv Stellung genommen und betonen, dass sie die Privatsphäre aller Kundinnen und Lieferanten schützten. Zudem stellen sie die Studie infrage, sie sei wenig faktenbasiert und an den Haaren herbeigezogen.
Es ist sehr schwierig, herauszufinden, was für Daten gesammelt, wie sie ausgewertet und wo sie schlussendlich landen werden.
Tatsächlich ist es so, dass die Mozilla-Studie darauf fokussiert, was in den Datenschutzerklärungen steht, und nicht, was für Daten die Autos tatsächlich sammeln.
Das ist generell aber auch sehr schwierig herauszufinden, wie Fahrzeugspezialist Christian Bach von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA), erklärt.
Sicherheit im Auto oder unnötige Überwachung?
Grundsätzlich dürfen Autohersteller Daten bearbeiten, wenn sie für den Betrieb des Autos relevant sind und die Sicherheit der Insassen erhöhen. Es kommt den Autofahrern zugute, wenn ihr Auto sie warnt, wenn sie zu schnell fahren. Eine Herausforderung ist aber, dass sich Sicherheit und Überwachung oft nicht klar trennen lassen.
Ein Beispiel: Laut Christian Bach gilt für neue Autos innerhalb der EU ab 2024, dass sie die Müdigkeit der Fahrer überwachen können müssen. «Das kann beispielsweise bedeuten, dass das Blinzeln der Augen analysiert wird.»
Autos, die in der Europäischen Union zugelassen werden, dürfen automatisch auch in der Schweiz verkauft werden. Autos, die uns für unsere Sicherheit stärker überwachen, dürften ab nächstem Jahr auch bei uns in der Schweiz zunehmen.