Die Finanzmarktaufsicht ist eine mächtige Bundesbehörde mit umfangreichen Kompetenzen.
Zu umfangreich, kritisiert Herbert Scheidt, Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung: «Die Finma reguliert, sie beaufsichtigt, sie urteilt, sie verurteilt, und sie sanktioniert auch noch. Das ist eine Anhäufung von Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten, die ausserhalb des demokratischen Anspruchs einer ordentlichen Gewaltentrennung liegt.»
Aufgabe der Finma ist es, Anleger, Gläubiger und Versicherte zu schützen. Sie muss darüber wachen, dass der Schweizer Finanzmarkt funktioniert.
Aufsicht ist unbestritten
Doch wenn die Finma sich um Fragen der Unternehmensführung kümmere – etwa wie ein Verwaltungsrat oder eine Geschäftsleitung zusammengesetzt sein müssten –, verfehle die Behörde das Ziel, sagt Herbert Scheidt: «Das sind Themen, die weit darüber hinaus gehen, was in der reinen Aufsicht zu tun ist.»
Die Finma kommuniziert mit Rundschreiben, wie die Finanzmarktgesetzgebung angewendet werden soll. So steht es in Art. 7 des Finanzmarktgesetzes. Dort heisst es: «Sie reguliert nur, soweit dies mit Blick auf die Aufsichtsziele nötig ist.» Genau da setzt die Kritk der Banken an: Sie bemängeln, dass die Finma zu viel reguliere.
Ihre Aufsichtsfunktion nehme die Finma gut wahr, sagt Urs Müller, Präsident des Verbandes der Schweizerischen Kantonalbanken VSKB.
Aus seiner Sicht liegen die Probleme in der Art und Weise, wie die Finma mit ihren Rundschreiben in die Regulierung eingreift: «Da wird im hinterletzten Detail dargelegt, wie genau die Rechnungsführung aussehen muss oder was für Zahlen an die Finma rapportiert werden müssen und in welcher Form genau und auch wie alle die Zahlen berechnet werden müssen – und und und.»
Dabei handle es sich um administrativ-technische Vorgaben, die letztendlich im Vergleich zu guten Eigenmitteln oder einer hohen Liquidität einer Bank für die Sicherheit von Kunden oder Finanzsystem wenig brächten.
Banken machen Druck
Die Kritik an der Finma beschäftigt nun auch das Parlament. Am 10. Dezember befasst sich der Ständerat mit der Motion «Klare Verantwortlichkeiten zwischen Finanzmarktpolitik und Finanzmarktaufsicht».
Darin fordert BDP-Nationalrat Martin Landolt, dass die Strukturen und Prozesse der Regulierung überarbeitet werden: « (...) namentlich die Rollen des Eidgenössischen Finanzdepartementes bzw. des Bundesrates als Regulator und der Finma als Aufsichtsbehörde.» Weitere politische Vorstösse sind hängig.
Die Banken machen Druck auf die Politik. Urs Müller vom Kantonalbankenverband sagt: «10 Jahre Finanzmarktregulierung ist, glaube ich, ein guter Punkt, wo man sagt, halt, stopp, jetzt machen wir mal eine Evaluation und schauen, was hat es gebracht – vielleicht kann man gewisse Sachen auch wieder zurücknehmen und sagen, das braucht es gar nicht.»
Auch die Bankiervereinigung will die Finma in die Schranken weisen. Herbert Scheidt: «Wir fordern, dass die Finma das tut, wofür sie vorgesehen ist. Finma heisst Finanzmarkt-Aufsicht und nicht Finanzmarkt-Regulierung. Die Finma soll nur dort regulieren, wo das mit Blick auf die Aufsichtszwecke auch wirklich und absolut notwendig ist.»
Banken wollen mitreden
Am liebsten sähe er es, wenn die Banken bei der Regulierung mitreden dürften. Er wünscht sich, dass «die Banken sehr frühzeitig und sehr dauerhaft in den Regulierungsprozess eingebunden werden – das heisst, dass wir als Branche und die Bankiervereinigung als Branchenvertreter im Interesse der Finma und im Interesse der Branche zusammen am Regulierungsprozess arbeiten.»