1932 verhaftet Frankreich in Paris zwei Banker aus Basel – wegen Verdachts auf Beihilfe zur Steuerhinterziehung.
1934 erlässt das Schweizer Parlament als Reaktion darauf das Gesetz, das bis heute gilt. Es soll Bankkunden in der Schweiz besser schützen und beinhaltet das Bankgeheimnis.
Angriffe gegen die «Gnomes of Zurich»
1956, Angriff aus London: Der britische Labour-Schattenaussenminister Harald Wilson bezeichnet Schweizer Bankiers als «Gnomes of Zurich», welche die britische Währung manipulierten. Der Begriff wird in London zum abwertenden Ausdruck für Schweizer Banker.
1968, Angriff aus New York: Ein Staatsanwalt beschuldigt Schweizer Banken, Amerikanern bei der Umgehung von Gesetzen zu helfen.
1968, Angriff aus Washington: Die US-Steuerbehörde fotografiert Briefe ohne Absender aus der Schweiz nach New York. Dann schreibt sie die Banken an, vergleicht deren Stempel mit den fotografierten und erstellt eine Liste von New Yorkern, die Post von Schweizer Banken erhalten.
1970, Angriff aus der Schweiz: Jean Ziegler (SP) und James Schwarzenbach (parteilos; Republikaner) verlangen im Parlament die Streichung des Artikels 47 des Bankengesetzes (Bankgeheimnis).
1972, Angriff aus London: Ein britischer Diplomat besticht zwei Bankiers, um an Daten von Nummernkonten britischer Besitzer gelangen.
1975, Angriff aus der Schweiz: Die Schweizer Nationalbank fordert die Abschaffung der Nummernkonten. Teile der Bevölkerung bezweifeln, dass die Banken Kontoinhaber genügend sorgfältig abklären.
1984, Angriff abgewehrt: Die Schweiz lehnt die Volksinitiative der SP «Gegen den Missbrauch des Bankgeheimnisses und der Bankenmacht» mit 73 Prozent ab.
Selbstverschuldet in die Krise
1982: Die Pizza-Connection aus Manhattan wäscht rund 1,6 Milliarden US-Dollar aus Drogenhandel, teilweise über Schweizer Banken.
1986: Geld des geflohenen haitianischen Diktators Baby Doc Duvalier auf Schweizer Bankkonten sorgt für negative Schlagzeilen.
1986: Geld des gestürzten panamaischen Machthabers Manuel Noriega findet sich auf Schweizer Bankkonten.
1986: Die Schweiz blockiert Geld des philippinischen Ex-Diktators Ferdinand Marcos.
1989: Die Schweiz blockiert Geld des Medellin-Drogenkartells unter Führung des Kolumbianers Pablo Escobar.
1997: Die Schweiz blockiert Geld des verjagten Ex-Diktators von Zaïre, Mobutu Sese Seko.
1998: Die Schweiz blockiert Geld der Ex-Premierministerin Pakistans, Benazir Bhutto.
1999: Die Schweiz blockiert Geld des Ex-Diktators Nigerias, Sani Abacha. Erst im Dezember 2017 vereinbart die Schweiz mit Nigeria, 321 Mio. US-Dollar zurückzugeben.
Banker und Banken beerdigen das Bankgeheimnis
Ab 1996, Angriff aus New York: Die Kontroverse um nachrichtenlose Vermögen beginnt – Schweizer Banken müssen 1,25 Milliarden Franken bezahlen und Einblick in ihre Kundendaten gewähren.
2004, Angriff aus Brüssel: Die Schweiz schliesst ein Zinsbesteuerungsabkommen mit der EU ab.
2007, Angriff aus Washington: Ex-UBS-Banker und Whistleblower Bradley Birkenfeld liefert US-Behörden Kundendaten; die Behörden drohen der UBS mit einer existenzvernichtenden Klage.
2009, Angriff aus Bern: Die Finanzmarktaufsicht befiehlt der UBS auf deren Wunsch, Kundendaten an die USA zu liefern. Es ist der Anfang vom endgültigen Ende.
2009, Angriff aus Paris: Die Schweiz übernimmt den OECD-Standard zur Amtshilfe bei Steuerdelikten.
2012, Angriff aus Washington: Nachdem sie in den USA angeklagt wird, muss die Bank Wegelin ihre Pforten schliessen. Auch die Banken LLB (Schweiz), Bank Frey und Neue Zürcher Bank geben nach Anklagen in den USA die Geschäftstätigkeit auf.
2014, K.O.-Schlag aus Paris: Die Schweiz akzeptiert den automatischen Informationsaustausch. Der AIA tritt 2017 mit 37 Staaten in Kraft, darunter mit allen EU-Staaten, den EWR-Staaten Island und Norwegen sowie mit Australien, Kanada, Japan. Ab 2018 kommen 43 weitere Staaten hinzu.
04:46
Video
Von Anfang und Ende des Schweizer Bankgeheimnisses
Aus SRF News vom 17.12.2017.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 46 Sekunden.
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