Konfitüre, Früchte, Fleisch und anderes verkauft das Ehepaar Grütter in seinem Hofladen in Subingen im Kanton Solothurn. Und während der Erntesaison Spargeln.
Dieser Direktverkauf sei wichtig für sie, sagt Roland Grütter: «Der Hofladen allein macht ungefähr 20 Prozent des Umsatzes aus. Zusammen mit dem Spargelverkauf ergibt sich aber ein Umsatz von insgesamt 60 Prozent durch Direktvermarktung.»
Für die Familie Grütter ist der Direktverkauf aus finanzieller Sicht deutlich wichtiger als für die meisten anderen Bauern, für die es bloss ein Nebenerwerb ist.
Sieben Prozent der Produkte im Direktverkauf
Der Bauernverband schätzt, dass heute jeder vierte Landwirt Produkte direkt verkauft, sei es im Hofladen, auf dem Wochenmarkt oder indem er Produkte zu den Kunden liefert. Insgesamt verkaufen Bauern in der Schweiz sieben Prozent des Ertrages der Schweizer Landwirtschaft direkt.
Längerfristig liege aber mehr drin. Zehn, vielleicht eines Tages sogar 20 Prozent, schätzt Markus Ritter, Präsident des Schweizer Bauernverbands: «Die Corona-Krise hat gezeigt, dass die Konsumenten durchaus ein Bedürfnis haben, direkt auf den Bauernhöfen einzukaufen. Diese Entwicklung gibt uns auch Hoffnung für die Zukunft, dass das ein eigentlicher Megatrend sein könnte.»
Die Entwicklung gibt uns auch Hoffnung, dass das ein eigentlicher Megatrend sein könnte.
Nur eine Ergänzung?
Von einem Trend, aber nicht gerade von einem Megatrend spricht Patrick Dümmler von der liberalen Denkfabrik Avenir Suisse. Die Tendenz zum Einkaufen auf dem Bauernhof sei zwar da. Aber insgesamt sei dieser Trend wohl beschränkt, weil auch ein Bauernhof mit Hofladen kein Vollsortiment anbieten könne.
Entsprechend müssten Konsumentinnen und Konsumenten nach wie vor bei den Detailhändlern einkaufen, so Dümmler. Der Grossteil der Landwirtschaftsprodukte müsse zudem zuerst verarbeitet werden und werde deshalb auch in Zukunft nicht direkt ab Hof verkauft.
Weniger abhängig von Subventionen?
Mit dem Verkauf ab Hof verdienen die Bauern deutlich mehr, haben eine höhere Marge, als wenn sie an einen Grossverteiler liefern würden. Heisst das also, die Bauern brauchen längerfristig weniger Direktzahlungen vom Bund?
Das würde etwa die liberale Denkfabrik Avenir Suisse gern sehen, doch Dümmler glaubt nicht daran: «Ich denke eher, man versucht hier insgesamt, das bäuerliche Einkommen zu steigern und die Subventionen nach wie vor abzuschöpfen.»
Ich denke eher, man versucht hier insgesamt, das bäuerliche Einkommen zu steigern und die Subventionen nach wie vor abzuschöpfen.
Weniger Subventionen – das wäre naturgemäss auch nicht das Ziel des Bauernverbandes. Bei den Subventionen gehe es ja gerade darum, Leistungen abzudecken, die nicht auf dem freien Markt verkauft werden könnten, heisst es denn auch beim Bauernverband.
Ritter setzt also darauf, dass die Subventionen wie bisher weiterfliessen, die Bedeutung der Hofläden als Einkommensquelle für die Bauern aber stetig zunimmt.