«Es gibt Stimmen, die sagen: Kunststoff ist der Brennstoff der Zukunft. Wir müssen die CO2-Emissionen reduzieren. Und dafür brauchen wir auch alternative Brennstoffe wie beispielsweise Kunststoffabfälle», erklärt Stefan Vannoni, der Geschäftsführer des Verbands der Schweizer Zementindustrie Cemsuisse.
Brennstoffe wie Kohle oder Öl ersetzen durch Plastik – fossil sind doch alle drei. Stimmt schon, CO2 entsteht auch bei der Verbrennung von Plastik, so Vannoni. Nur: Die Kohle können wir im Boden lassen, der Plastik aber müsse irgendwo entsorgt werden. Und das könne in einer Kehrichtverbrennungsanlage passieren, wo der Selbstzweck das Eliminieren des Abfalls ist. «Oder Sie verwenden ihn weiter als alternativen Brennstoff. Das ist aus meiner Sicht die bessere Variante.»
Brachliegendes Plastik
Dies werde aber von den Kehrichtverbrennungsanlagen verhindert, weil diese an den sehr brennbaren Kunststoffen auch sehr interessiert seien. Robin Quartier widerspricht. Es gebe genügend Plastikabfälle: «Die Schweizerische Zementindustrie könnte sich am europäischen Plastikmarkt bedienen. Seit dem Importstopp von China für Plastikabfälle liegen in Europa sehr grosse Mengen an Plastikabfällen, die gar nicht rezykliert werden können», sagt der Geschäftsführer des Verbands der Betreiber Schweizerischer Abfallverwertungsanlagen.
Auch in der Schweiz gäbe es genügend Plastikabfälle, ist Quartier überzeugt. Sie müssten aber aus dem Abfall sortiert werden. Die Kosten dafür könne die öffentliche Hand aber nicht übernehmen, da sie mit ihren Kehrichtverbrennungsanlagen den Plastik ja bereits sinnvoll verwerte. Er möchte auch den Vorwurf nicht stehen lassen, die Kehrichtverbrennungsanlagen produzierten im Gegensatz zu den Zementöfen gar nichts: «Wir produzieren Fernwärme und Strom.»
Verfahrene Situation
Zudem würden für die Abluft aus den Öfen der Kehrichtverbrennungsanlagen viel strengere Grenzwerte als für jene der Zementwerke gelten, betont Robin Quartier. Neben den Zementwerken sind auch die Recycler interessiert an Plastikabfällen, zur Produktion von Rohren beispielsweise.
Die Situation ist verfahren. Auf der einen Seite die private Zement- und Recyclingindustrie, die bessere Rahmenbedingungen zum Sammeln des Plastikabfalls fordert. Auf der andern Seite die öffentlich-finanzierten Kehrichtverbrennungsanlagen, die es nicht nötig finden, von der bisherigen Schweizer Abfallpolitik mit dem einen Kehrichtsack abzuweichen. Beide Seiten sind überzeugt, die ökologisch bessere Lösung anzubieten.
Klar ist nur: Die aktuelle Situation, in der die Zementhersteller und Recycler Altplastik aus dem Ausland importieren, ist alles andere als nachhaltig.