Rund eine halbe Million Menschen sind in der Schweiz an Diabetes erkrankt. Einer von ihnen ist Sven von Ow, der in der Diabetesgesellschaft Schaffhausen andere Patienten berät.
Regelmässig Insulinspritzen ist für ihn so selbstverständlich wie Händewaschen. «Bei jeder Mahlzeit eine Spritze, am Abend eine Langzeit-Insulinspritze und möglicherweise eine Korrektur-Spritze. Das sind bis zu fünf Injektionen pro Tag», erklärt er.
Milliardenumsätze mit Insulin und Geräten
Das Insulin und die Medikamente werden in einigen wenigen Fabriken der dänischen Novo Nordisk oder der amerikanischen Ely Lilly produziert. Auf fast 70 Milliarden Dollar schätzen Expertinnen den Markt mit Diabetes-Medikamenten, Tendenz steigend.
Doch genauso wichtig wie die Arzneimittel sind die technischen Geräte. Dazu gehören zum Beispiel Spritzen, Pumpen und Messgeräte. Das Hantieren mit diesen Geräten sei in den letzten Jahren viel einfacher geworden, sagt von Ow. Früher sei allein das Messen des aktuellen Blutzuckerwerts schmerzhaft und kompliziert gewesen. «Mit den heutigen Sensoren ist das sehr viel einfacher.»
Rund elf Milliarden Dollar Umsatz werden weltweit mit Pumpen und Sensoren gemacht. Jedes Jahr wächst der Markt um rund 15 Prozent.
Mess- und Pumpensysteme arbeiten zusammen
Die starke Umsatzzunahme hat auch mit der ständigen technischen Entwicklung zu tun. So habe es etwa bei den Messsystemen Fortschritte gegeben, sagt Marcel Fritsch. Er ist Spezialist für Medtech-Investitionen bei der Finanzgesellschaft Bellevue Asset Management.
Die Geräte seien genauer geworden und kleiner. Zudem bringe die Digitalisierung ganz neue Möglichkeiten, zum Beispiel die Kombination von Sensoren und Pumpen. «Früher haben die beiden Technologien nicht miteinander interagiert», sagt Fritsch. Seit wenigen Jahren würden manche Hersteller die Sensoren quasi in die Pumpen integrieren, was ein Zusammenspiel von Messung und Insulin-Gabe ermögliche.
Noch sind nicht alle Sensoren für Interaktionen mit Insulinpumpen zugelassen. Aber das sei eine Frage der Zeit, sagt Fritsch. In der Entwicklung führend sind Unternehmen aus den USA.
Besser versorgt – und langfristig billiger
Woher die Innovationen stammen, ist für Diabetikerinnen wenig relevant. Doch sie spüren die Verbesserungen in ihrem Alltag und bei den Kostenabrechnungen für die Krankenkasse. Denn das wirklich Teure der Diabetes-Erkrankungen seien nicht die Medikamente und nötigen Geräte gegen die Zuckerkrankheit an sich, betont der Medtech-Spezialist.
Wirklich teuer kämen die Behandlungen der Folgeerkrankungen, die durch schlechtes oder ungenaues Behandeln von Diabetes langfristig entstehen. Dazu gehören Erkrankungen von Organen oder Extremitäten. Weltweit kosten diese Behandlungen schätzungsweise mehr als 900 Milliarden Dollar pro Jahr.
Diesen immensen Kosten können technische Entwicklungen und neue Geräte entgegenwirken.