Worum geht es? Bundesrat und Wirtschaftsminister Guy Parmelin bekommt Besuch aus Grossbritannien. Die Handelsministerin Kemi Badenoch reist am Montag nach Bern. Die beiden wollen zusammen ein bilaterales Abkommen aushandeln.
Wieso braucht es Verhandlungen? Das letzte derartige Abkommen zwischen der Schweiz und Grossbritannien ist erst zwei Jahre alt. Nun will man nach dem Brexit einfach die bestehenden Regeln aus EU-Zeiten auf das neue Verhältnis anpassen, sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann. «Die Regeln an und für sich sind alt», führt er fort.
Wo konkret gibt es Anpassungen? Einerseits geht es um Zölle. So will London beispielsweise, dass die Schweiz diese auf britische Schokolade abschafft. Andererseits geht es aber vor allem um den Dienstleistungssektor. Da sollen Kurzaufenthalte zu Geschäftszwecken im jeweils anderen Land erleichtert werden.
Es geht um gegenseitige Anerkennung von Berufsabschlüssen, und vor allem auch darum, dass die Länder gegenseitig die Regeln auf dem jeweiligen Finanzmarkt anerkennen. «Grundsätzlich sind einfach beide Seiten sehr stark daran interessiert, Dienstleistungen, insbesondere im Finanzsektor, leichter austauschen zu können», erklärt Ammann.
Wie wichtig sind die beiden Länder füreinander? Das Vereinigte Königreich ist der viertwichtigste Handelspartner der Schweiz. Umgekehrt ist die Schweiz für Grossbritannien immerhin der Zehntwichtigste. «Der bilaterale Handel mit Gütern hat in den vergangenen Jahren zwar stagniert, derjenige mit Dienstleistungen jedoch leicht zugenommen», sagt Ammann.
Welchen Einfluss hat die EU-Nichtmitgliedschaft der beiden Länder auf die Verhandlungen? Beide Länder würden zunehmend spüren, dass sie nicht Teil der EU seien, so Ammann. «Vor allem für Grossbritannien geht es darum, durch Abkommen mit anderen Partnern das internationale Vertrauen von Investoren und Geschäftspartnerinnen wiederherzustellen», führt er aus. Das Vertrauen sei nämlich mit der «teils erratischen Politik» nach dem Brexit zerstört worden.
Aber auch die Schweiz habe grösstes Interesse an möglichst problem- und barrierefreien Beziehungen mit Grossbritannien, findet Ammann: «Gerade angesichts der Tatsache, dass das eigene Verhältnis zur EU nach wie vor ungeklärt oder nicht weiterentwickelt worden ist.»