Darum geht es: In der Schweiz sind bloss rund 15 Prozent aller verkauften Bierflaschen Mehrwegflaschen mit Depot. Sie werden nach dem Biergenuss also zurückgegeben, gewaschen, wieder mit Bier gefüllt und angeboten. Ganze 85 Prozent aller verkauften Bierflaschen werden jedoch nur einmal gebraucht und landen meist im Altglas-Container. Ganz anders in Deutschland: Dort werden 80 Prozent der verkauften Bierflaschen zurückgegeben und neu abgefüllt.
Unterschiedliche Systeme: Die Schweiz und Deutschland haben nicht die gleichen Abfall- und Recyclingsysteme. Während unser nördlicher Nachbar stark auf Mehrweg- und damit verbunden ein Pfandsystem setzt, bezahlt der Bierkäufer in der Schweiz bloss eine Recycling-Gebühr. Dieser kleine Betrag ist im Kaufpreis der Bierflasche integriert, der Kunde merkt davon praktisch nichts. Auch die Schweiz könnte ein Depot-System einführen – dies laut der entsprechenden Verordnung aber erst, wenn die Recyclingquote unter 75 Prozent fällt. Derzeit beträgt die Quote 94 Prozent.
Die ökologische Rechnung: Mehrweg-Glasflaschen schneiden ökologisch, wie zu erwarten, besser ab als Einweg-Glasflaschen – auch wenn letztere rezykliert werden. Vergleicht man die Mehrweg-Glasflaschen aber mit PET-Flaschen, dann hat PET ökologisch die Nase vorn. Denn PET belastet die Umwelt beim Transport viel weniger stark, weil es leichter ist und als Leergut weniger Platz braucht. Ausserdem braucht das Waschen von Glasflaschen vor dem Wiederauffüllen Energie.
Alu-Dose statt PET beim Bier: Bier wird meist nicht in PET-Flaschen verkauft, wohl aber oftmals in Alu-Dosen. Deren ökologische Bilanz ist verglichen mit der Glasflasche erstaunlicherweise gar nicht so schlecht: Alu-Dosen belasten die Umwelt kaum mehr als Glas-Mehrwegflaschen und deutlich weniger als Einweg-Glasflaschen – wenn sie bei einer Alu-Sammelstelle landen und recykliert werden. In diesem Fall können bei der Herstellung einer neuen Alu-Dose laut der Alu-Interessengemeinschaft IGORA bis zu 95 Prozent der Energie, welche die Herstellung einer neuen Alu-Dose braucht, eingespart werden.
Mehrwegflaschen als Nische: Trotz der Übermacht der Bier-Einwegflaschen in der Schweiz gibt es durchaus Brauereien, welche ihren Gerstensaft in Mehrwegflaschen anbieten. Meist handelt es sich dabei um spezielle oder Bio-Biere, oder um solche von lokalen Kleinbrauereien. Dabei sind insbesondere Bügelflaschen beliebt. Insgesamt betrachtet hat dies aber weniger ökologische, als vielmehr marketingtechnische Gründe.
Bemühungen um mehr Depot-Flaschen: CVP-Nationalrat Alois Gmür will mit einem Vorstoss im Parlament ein flächendeckendes Depot-System einführen. Doch seine Chancen dürften gering sein, wie SRF-Wirtschaftsredaktor Lorenzo Bonati sagt. Gmür hatte es vor fünf Jahren schon einmal versucht, war damals aber klar mit seiner Idee gescheitert. Inzwischen ist das Parlament weiter nach rechts gerückt. «Das erhöht die Chancen für Gmürs Vorstoss sicher nicht», so Bonati.
Kein Interesse beim Bund: Auch der Bund ist nach wie vor gegen ein Depot-System. Seine Argumente: Erstens funktioniert das Recycling-System in der Schweiz sehr gut, er will dieses nicht konkurrenzieren. Und zweitens will er nicht, dass die Flasche zur Währung wird. Tatsächlich hat es in Deutschland Missbrauchsfälle gegeben, indem kriminelle Banden neue PET-Flaschen zurückgaben, weil das Pfand höher war als sie für die Flaschen bezahlen mussten.