In der Schweizer Gastronomie ist der Bierabsatz regelrecht eingebrochen: Von Anfang Oktober 2019 bis Ende September dieses Jahres sank er um 23 Prozent.
Bier sei eben ein soziales Getränk, sagt Marcel Kreber, Direktor des Schweizer Brauereiverbands. «Ein Bier mit Kollegen nach dem Fussball ist schon etwas anderes.» Zuhause, allein, mache Biertrinken viel weniger Spass.
Für viele ist zu Hause Bier trinken aber offenbar immer noch besser als gar kein Bier trinken. Denn dem Einbruch in der Gastronomie steht ein kräftiges Plus im Detailhandel gegenüber.
Mehr Bier in den Läden verkauft
So hat der Bierverkauf in den Läden um fast acht Prozent zugenommen. Diese Verschiebung beim Absatzkanal stelle insbesondere kleinere Brauereien mit einem hohen Gastroanteil vor Herausforderungen, so Kreber.
Es gebe durchaus Brauereien in der Schweiz, die bis zu 90 Prozent ihres Bieres in Beizen an die Kundschaft bringen. «Sie müssen jetzt besonders hartes Brot essen – zusammen mit den Wirten und mit der Event-Branche», sagt Kreber.
Entsprechend angespannt ist die finanzielle Situation bei vielen Brauereien, viele hätten Nothilfe beanspruchen müssen.
Kleine scheitern am Detailhandel
Heisst das nun, dass jene Brauereien mit einem hohe Gastroanteil ihr Geschäftsmodell überdenken müssen? Nicht unbedingt. Gerade für kleinere Brauereien seien die Lieferverpflichtungen im Detailhandel nicht zu unterschätzen, denn dort müssten ganz andere Biermengen abgeliefert werden als in Restaurants.
Es gebe durchaus kleine Brauereien, die vor Ausbruch der Coronakrise gezeigt hätten, dass man auch mit einem hohen Gastroanteil erfolgreich geschäften könne. Dabei handelt es sich allerdings um Nischenanbieter.
Ohne Rauchen wird weniger Bier getrunken
Für grosse Brauereien dagegen führt kein Weg am Detailhandel vorbei, denn mittlerweile macht dieser 70 Prozent des Absatzmarktes für Bier aus. Vor zehn Jahren war dieses Verhältnis noch ausgeglichen.
Für Brauereiverbandspräsident Kreber ist die Verschiebung hin zum Detailhandel auch eine Folge des Rauchverbots, das vor allem den Landbeizen zu schaffen mache. So hätten schon vor Corona zahlreiche getränkelastige Beizen auf dem Land zunehmend Mühe bekundet, den Umsatz zu halten.
Schweizer Brauer unter Druck
Die Zunahme des Bierverkaufs im Detailhandel wurde durch die Pandemie noch verstärkt – und er verläuft nicht zugunsten der einheimischen Bierbrauereien. Denn in den Regalen der Läden ist die Konkurrenz der ausländischen Biere ungleich höher als in der Beiz.
Das zeigen auch die aktuellen Zahlen des Brauereiverbands: Im Gegensatz zum Schweizer Bier stieg der Absatz von ausländischem Bier im Jahr der Pandemie kräftig an.