Wenn sich das Jahr zu Ende neigt, zieht man gerne Bilanz. Das hat auch die Wirtschaftsredaktion vom Schweizer Fernsehen getan und das Börsenunwort des Jahres 2019 gekürt:
Börsenäquivalenz, das sperrige Wort macht das Rennen vor den Finalisten «Libra» und «Flugscham». Doch was bedeutet es eigentlich? Dass das nicht ganz so klar ist, zeigt eine Strassenumfrage.
Was der Begriff bedeutet und wieso er gewinnt
Börsenäquivalenz meint die Gleichwertigkeit von Aktien-Börsen. Die EU anerkennt die Schweizer Börse seit Juli nicht mehr als gleichwertig, was den Handel von Schweizer Aktien für EU-Händler hätte erschweren sollen. Bei den hiesigen Journalisten und Politikern brach Panik aus, der Begriff war während einiger Monaten in der Berichterstattung nicht wegzudenken.
Doch es kam anders. Die Schweizer Börse erlitt keinen Schaden. Im Gegenteil: Sie gewann sogar. Im Ferienmonat Juli gehen die Handelsumsätze für gewöhnlich zurück. Dieses Jahr stiegen sie - dank der fehlenden Börsenäquivalenz - um über 30 Prozent.
Viel Lärm um nichts
Grund ist die Gegenmassnahme des Bundesrats. Weil die EU den Handel von Schweizer Aktien an der Schweizer Börse erschwerte, hat der Bundesrat den Handel von Schweizer Aktien an EU-Börsen verboten.
Dadurch werden die Händler gezwungen, die Papiere hier zu handeln. Die Aberkennung der Börsenäquivalenz verfehlt damit die von der EU erhoffte Wirkung. Die ganze Panik war also unnötig. Immerhin hat es der sperrige Begriff zum «Börsenunwort des Jahres» geschafft.