Der Lockdown Mitte März war für den Detailhandel eine Zäsur. Zahlreiche Shops mussten schliessen. Doch die Onlineverkäufe erreichten noch nie dagewesene Grössenordnungen: Kundinnen und Kunden mussten Kleider, Elektronik und anderes entweder Online einkaufen oder darauf verzichten.
Viele wählten die erste Variante – wohl zum allerersten Mal in ihrem Leben. Die neu erlernten Kompetenzen – wie man im Internet bestellt, wie man im Internet bezahlt – wenden viele nun auch nach dem Lockdown an. Sie haben Vorteile entdeckt, auf die sie nicht mehr verzichten wollen.
Misstrauen gegenüber Onlinehandel abgelegt
Besonders deutlich zeigt sich die Entwicklung im Lebensmittel-Onlinehandel. Beim Online-Shop Farmy zum Beispiel liegen die Umsätze auch jetzt dreimal höher als vor der Corona-Krise. Das ist umso bemerkenswerter, weil die Kundinnen und Kunden bei den Lebensmitteln während des Lockdowns auch vor Ort in stationären Läden hätten einkaufen können. Doch sie haben das Misstrauen gegenüber Online-Lebensmitteleinkäufen abgelegt, aus Angst vor dem Virus.
Der Schub zeigt aber auch: Schweizer Onlinehändler – insbesondere die Lebensmittelhändler – haben es in den letzten Jahren verpasst, genügend Vertrauen aufzubauen. Denn: Warum ist man Nutzerin und Nutzer von sozialen Medien, gibt für Streaming-Plattformen unbedarft persönliche Daten frei und tippt munter Anfragen in Suchmaschinen, aber beim Online-Einkaufen zieht man die Bremse?
Datenschutz und Transparenz sind wichtig
Bei den Lebensmitteleinkäufen spielt zudem die Gewohnheit eine zentrale Rolle. Konsumentinnen und Konsumenten haben der Qualität eines Apfels oder eines Salats bisher erst dann vertraut, wenn sie das Produkt selbst anfassen und auswählen konnten. In Zeiten des Lockdowns haben sie offensichtlich mit der Qualität von Frischprodukten gute Erfahrungen gemacht.
Dieses neu erlangte Vertrauen dürfen die Onlinehändler nun nicht verspielen. Es braucht einen behutsamen Schutz der Kundendaten und Transparenz, im Einklang mit einfachen Nutzeroberflächen, Marketing und Innovation. Das alles ist kostspielig. Ob sich Alleingänge von kleineren Shops noch lohnen, ist fraglich. Experten raten zur Zusammenarbeit.
Klar ist: Bei der Sicherheit Abstriche zu machen, wäre fatal. Denn wie schreiben die Experten des heute Mittwoch erschienen E-Commerce-Reports: Dass das Virus biologisch ist, ist eine Laune des Schicksals. Es hätte auch digital sein können.