Die Post schraubt nach 18 Jahren wieder am Briefpreis. Da die Nachfrage seit Jahren gesunken ist, erhöht die Post nun die Gebühren für B-Marken um 5 Rappen und A-Marken um 10 Rappen. Die Tarife gelten ab Januar 2022. Dass die Briefpreise nicht noch höher angestiegen sind, ist Preisüberwacher Stefan Meierhans zu verdanken. Er konnte die ursprünglich noch höher angesetzten Briefmarkenpreise herunterhandeln.
SRF News: Die Post erhöht die Preise für Briefmarken. Warum sind Sie der Meinung, dass dies gerechtfertigt ist?
Stefan Meierhans: Zuerst muss man wissen, dass die Post ursprünglich doppelt so viel erhöhen wollte. Bei der A-Post zum Beispiel 1.20 Fr. Wir haben intensive Diskussionen geführt und am Schluss ein Gesamtpaket gemacht, welches ergebnisneutral ist. Und das bedeutet, dass ich gesetzeshalber nicht mehr viel dagegen ausrichten konnte.
Die Anzahl Haushalte nimmt zu in der Schweiz und die Zustellbestimmungen sind noch verschärft worden.
Aber Sie haben Verständnis, dass wegen weniger Briefe mehr bezahlt werden muss?
Es ist so, dass die Briefmenge massiv abnimmt. Die Anzahl Haushalte nimmt zu in der Schweiz und die Zustellbestimmungen sind noch verschärft worden. Das führt alles zu Kostensteigerungen pro Brief.
Haben Sie hart verhandelt?
Wir haben mehrere Monate verhandelt und diskutiert, weil es mir ein Anliegen war, dass wir ein ergebnisneutrales Päcklein schnüren, und dass wir auch Rücksicht nehmen auf die KMU, die von der Pandemie stark betroffen sind und in Konkurrenz stehen zu internationalen E-Commerce-Firmen. Und wenn man mithelfen kann, die Kosten einigermassen im Lot zu halten, dann macht man auch etwas für Wirtschaft und Arbeitsplätze in der Schweiz.
Es macht mir auch keine Freude, aber im Lichte des Grundversorgungsauftrags – welcher im Gesetz festgeschrieben ist – ist mir nichts anderes übrig geblieben, als diese Pille zu schlucken.
Minus 60 Prozent des Briefvolumens in den letzten 20 Jahren. Was muss man machen, dass die Briefpost nicht ganz verschwindet?
Das hängt an uns allen. Vielleicht mehr Liebesbriefe oder andere Briefe schreiben. Ich glaube, die Briefpost wird nicht verschwinden. Aber man kann sicher nicht negieren, dass ein Strukturwandel stattfindet.
Der Kunde hat das Gefühl, bei den Paketen wird es für die KMU etwas besser, aber die Privatkunden müssen immer mehr bezahlen.
Ich glaube, man muss es wirklich im Licht der Entwicklung der letzten 20 Jahre von stabilen Preisen sehen. Und jetzt ist es ein legerer Anstieg bei nur halben Umsatzvolumen. Es macht mir auch keine Freude, aber im Lichte des Grundversorgungsauftrags – welcher im Gesetz festgeschrieben ist – ist mir nichts anderes übrig geblieben, als diese Pille zu schlucken.
Ich glaube, es liegt im Interesse der Post – und das ist auch meine Erwartung gegenüber der Post –, dass der Service auch in Zukunft effizient, produktiv aber auch gut und im Dienst der Kunden erbracht wird.
Es geht wahrscheinlich weiter: schlechtere Konditionen bei der Leerung der Briefkästen, höhere Kosten. Das kann Ihnen wohl nicht gefallen.
Ich glaube, es liegt im Interesse der Post – und das ist auch meine Erwartung gegenüber der Post –, dass der Service auch in Zukunft effizient, produktiv aber auch gut und im Dienst der Kunden erbracht wird. Und das werde ich auch immer wieder thematisieren, wenn ich im Gespräch mit der Post sein werde.
Bei den Paketen haben Sie ausgehandelt, dass KMU fünf Pakete gratis mitgeben können. Warum bei den Personen nicht?
Bei den Post-Agenturen können KMU nicht einfach wie früher bei einer Poststelle Pakete aufgeben. Das gab Beschwerden, namentlich aus peripheren Regionen der Schweiz, dass das für KMU schwierig ist. Und man muss wissen, dass heute bereits 80 Prozent der KMU ihre Pakete dem Postboten für die Zustellung mitgeben. Diese profitieren nun sofort von den entsprechenden Massnahmen. Es ist in aller unser Interesse, dass wir die Wettbewerbsfähigkeit der KMU in der Schweiz stützen, wenn es nötig und möglich ist.
Das Gespräch führte Matthias Thomi.