Ein kleiner Roboter, der Toilettenpapier zum WC bringt, wenn keines mehr da ist? Ein Katzenklo, das mit Hilfe von künstlicher Intelligenz Urin und Fäkalien des Haustiers analysiert? Ein Duschkopf mit eingebauter Sprachassistentin? Diese und andere mehr oder weniger nützliche Geräte gab es auch dieses Jahr an der CES zu sehen – der Consumer Electronics Show in Las Vegas, die am Freitag zu Ende geht.
Dafür fehlten die wirklich neuen Trends. Die meisten der über 4400 Aussteller an der weltweit grössten Messe für Unterhaltungselektronik setzten auf Produkte und Technologien, die schon in den letzten Jahren die CES dominierten: Zum Beispiel Dienste und Geräte für das sogenannte «Smarthome» (die Dusche mit eingebauter Sprachassistentin), Fernseher mit immer höherer Auflösung (8K, für das es noch kaum Inhalte gibt) oder faltbare Bildschirme (nach den Smartphone jetzt auch für Tablets und Laptops).
Toyota baut die «verflochtene Stadt»
Und weiterhin entwickelt sich die CES immer mehr auch zur Automobil-Messe – nicht zuletzt, weil die Autos selbst in den letzten Jahren immer mehr zu elektronischen Geräten geworden sind. So stellte Sony in diesem Jahr überraschend ein eigenes Elektroauto vor. Kaum in der Absicht, das Gefährt jemals in Massenproduktion auf die Strasse zu bringen, sondern vielmehr als Machbarkeitsstudie um den Autobauern zu zeigen, wie viel Elektronik Sony in deren Fahrzeuge einbauen kann.
Um bei den Autobauern zu bleiben: Auch Toyota überraschte mit der Ankündigung, das Gelände einer seiner stillgelegten Fabriken in eine experimentelle «verflochtene Stadt» umzubauen. Dort sollen einmal 2000 Menschen leben und testen, wie sich Fussgänger, Velofahrer und Autos auf eine intelligente Weise die Strassen teilen könnten. Ausserdem sollen alle Gebäude aus Holz gebaut und mit Solarzellen auf dem Dach versehen werden.
Das wichtigste neue Produkt heisst Privatsphäre
So interessant solche Pläne auch sein mögen: Am auffallendsten war doch die Einstimmigkeit, mit der die grossen der Branche gelobten, die Daten ihrer Nutzerinnen und Nutzer besser zu schützen. So soll Googles Sprachassistent in Zukunft angewiesen werden können, bestimmte Spracheingaben wieder zu vergessen. Facebook will es noch einfacher machen, seine Privatsphäre-Einstellungen zu überprüfen.
Bei Amazon bzw. dessen Tochter Ring sollen Dritte wie zum Beispiel die Polizei nicht mehr so einfach auf das Material privater Überwachungskameras zugreifen können. Und auch Apple – das Unternehmen nahm seit 1992 zum ersten Mal wieder an der CES teil – stellte statt neuer Produkte lieber seine Bemühungen zum Schutz der Privatsphäre in den Mittelpunkt.
Langsam scheint ein Umdenken stattzufinden
Nun wäre es naiv zu glauben, all diese Industrie-Giganten würden den Datenschutz plötzlich höher gewichten als ihre Profitinteressen. Doch wenn nach fast einer Woche CES vor allem die Versprechen im Gedächtnis bleiben, die Privatsphäre der Nutzerinnen und Nutzer besser zu schützen, dann zeigt das doch, dass in der Branche langsam ein Umdenken stattfindet.
Oder zumindest klar wird, dass im Publikum der Wunsch nach besserem Datenschutz mindestens so gross ist wie der nach einem intelligenten Duschkopf oder dem Abfallkübel, der per Smartphone meldet, wenn er voll ist (und ja, auch den gab es an der CES 2020 zu sehen).