Schock für Flugpassagiere kurz vor den Sommerferien: Die Fluggesellschaft Swiss hat bekannt gegeben, dass rund 100 Flüge im Juli und August gestrichen werden – betroffen seien zwei Prozent aller Passagiere, die in diesen Monaten einen Swiss-Flug gebucht haben. So wird unter anderem die Destination Nürnberg von Juni bis Oktober vollständig aus dem Flugprogramm genommen, und auf einzelnen Kurzstrecken wie Danzig, Warschau oder Dresden kommt es zu Frequenzreduktionen.
Grund dafür seien Ressourcen- und Personalengpässe in der gesamten Airline-Branche, sagt Oliver Buchhofer, Head of Operations Swiss. Bei der Swiss sei das Kabinenpersonal besonders betroffen. «Noch im Januar sind wir nur einen Teil unseres Flugprogramms geflogen. Das Hochfahren stellt uns betrieblich vor grosse Herausforderungen.»
Heftige Kritik von Gewerkschaft des Bodenpersonals
Für Philipp Hadorn, Präsident der Gewerkschaft des Bodenpersonals SEV-Gata, ist klar, dass das Swissmanagement sich verkalkuliert hat. «In der Coronakrise hat man trotz staatlicher Unterstützung ‹en masse› Leute entlassen, die jetzt fehlen.» Deshalb müssten die Arbeitsbedingungen dringend verbessert werden und beim Bodenpersonal dürfe der Krisen-GAV nicht angewendet werden.
Generell müssten den Angestellten Perspektiven aufgezeigt werden, damit eine anständige Rekrutierung erfolgen könne, sagt Hadorn.
Swiss wehrt sich gegen Vorwürfe
Oliver Buchhofer lässt diesen Vorwurf der Fehleinschätzung des Managements nicht gelten. Vor einem halben Jahr sei man noch mit Omikron beschäftigt gewesen und habe ein Flugprogramm unterhalten, das einen Bruchteil der aktuellen Flüge darstellte. «Selbstverständlich würde man im Nachhinein gewisse Dinge anders machen, aber wir müssen mit diesen Rahmenbedingungen arbeiten, die uns aktuell betreffen», erklärt Buchhofer.
Seit Anfang Jahr stelle die Swiss zudem auch wieder Personal ein. «Wir haben saisonale Schwankungen in der Bewerbungslage, aber grundsätzlich sind wir zuversichtlich, dass nach wie vor attraktive Bedingungen herrschen», antwortet Buchhofer zum Vorwurf der schlechten Arbeitsbedingungen vonseiten der Gewerkschaften.
Rekrutierungsfirma bestätigt Personalmangel
Yves Schneuwly ist Chief Commercial Officer der Firma Coople, die eine digitale Plattform für den Verleih von flexiblem Personal führt. Die Firma rekrutiert unter anderem Personal für die Gepäcksortierung, Flugzeugentladung und -beladung sowie Check-In. Für Schneuwly waren die ersten Signale eines bevorstehenden Bodenpersonalmangels bereits in der zweiten Jahreshälfte 2021 ersichtlich. «Es zeichnete sich ab, dass die Saison 2022 insbesondere in puncto Personal kein einfaches Unterfangen werden würde», schreibt Schneuwly auf Anfrage von SRF.
Es zeichnete sich ab, dass die Saison 2022 insbesondere in puncto Personal kein einfaches Unterfangen werden würde.
Tatsächlich geht er davon aus, dass das vorhandene Personal in der Hauptreisezeit zu Beginn der Sommerferien an seine Auslastungsgrenze kommen werde. «Deshalb laufen Rekrutierung und Trainings zurzeit auf Hochtouren – angesichts der sechs bis acht Wochen, die es durchschnittlich dauert, um eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter für die Arbeit am Flughafen vorzubereiten», erklärt Schneuwly.