- Der ehemalige Konzernchef Bob Iger kehrt überraschenderweise an die Spitze von Disney zurück.
- Gemäss Mitteilung habe er sich bereiterklärt, noch einmal für zwei Jahre das Ruder zu übernehmen.
- Der aktuelle CEO Bob Chapek sei zurückgetreten, hiess es.
Zuvor war Iger 15 Jahre lang Chef des Unterhaltungsmediums. Im Februar 2020 trat er zurück, blieb aber als Executive Chairman im Konzern.
Die interne E-Mail, in der Iger seine Rückkehr an die Konzernspitze bekannt gab, kam für die Mitarbeiter dermassen überraschend, dass einige erst an eine gefälschte Nachricht von einem gehackten Account dachten, berichtete das «Wall Street Journal». Denn eigentlich war Chapeks Vertrag erst im Sommer bis Ende 2024 verlängert worden. Zudem habe Iger mehrfach gesagt, dass er an einem Job bei Disney nicht interessiert sei.
Streaming-Geschäft wächst, bringt aber kein Geld
Der 71-jährige Iger übernimmt wieder die Führung in einem schwierigen Moment für Disney. Der Konzern muss der gesunkenen Ausgabebereitschaft der Verbraucher in Zeiten hoher Inflation Rechnung tragen. Zugleich sinken die Erlöse im Kabel-TV in den USA.
Ein besonderes Problem ist aber das Streaming-Geschäft. Es wächst mit Diensten wie Disney+ zwar schnell, schreibt aber tiefrote Zahlen. Allein im vergangenen Quartal brachte es einen operativen Verlust von 1.47 Milliarden Dollar ein. Grund sind die hohen Kosten für aufwendig produzierte Filme und Serien, die bisher nicht von den Abo-Erlösen eingespielt werden.
Für die Verluste kommen die nach der Pandemie-Auszeit boomenden Themenparks auf. Dennoch verfehlte Disney die Erwartungen der Börse. Mit dem jüngsten Quartalsgewinn von 162 Millionen Dollar sackte die Aktie sackte weiter ab. Anfang November kündigte der ausscheidende CEO Chapek Sparmassnahmen, inklusive Einstellungsstopp und Stellenabbau, an.
Spannungen zwischen den zwei Bobs
Bob Iger ist der Architekt des heutigen Disney-Konzerns. In seiner Ära kaufte der Unterhaltungsriese das Animationsstudio Pixar, die Firmen hinter der «Star Wars»-Reihe und den lukrativen «Marvel»-Filmen sowie das Hollywood-Studio 21st Century Fox. Und er brachte Disney gegen Ende seiner Amtszeit ins Streaming-Geschäft.
Bob Chapek, der zuvor für die Themenparks zuständig war, hatte 2020 als von Iger selbst bevorzugter Nachfolger übernommen. Zuletzt gab es laut Medienberichten aber Streit. Der Wirtschaftssender CNBC berichtete, die Spannungen hätten schon frühzeitig angefangen, als Iger in einem Interview Chapek Unterstützung beim Meistern der Corona-Pandemie zusicherte. Dieser habe sich dadurch bevormundet gefühlt.
Viel interner Unmut
Ein weiterer Spannungspunkt sei auch der von Chapek durchgeführte Konzernumbau gewesen. Durch eine Zentralisierung bei der Etat-Verantwortung habe Disney zwar schneller Entscheidungen treffen können. Jedoch hätten die Chefs einzelner Sparten aber viel Freiheit bei den Ausgaben verloren.
Chapek agierte auch unentschlossen im Umgang mit einem Gesetz im US-Bundesstaat Florida, das in öffentlichen Schulen Themen wie sexuelle Orientierung und Gender-Identität bis zur dritten Klasse verbietet. Erst nach Mitarbeiterprotesten reagierte er und kündigte den Stopp politischer Spenden an. Die Parlamentarier des Bundesstaates entzogen Disney daraufhin einen Sonderstatus, der es dem Konzern weitreichende Kontrolle über das Gelände seines Themenparks gab. Iger seinerseits kritisierte frühzeitig das Gesetz, weil es Kindern schaden könne.