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Chinesischer Markt bleibt für viele Schweizer Exporteure wichtig
Aus Tagesschau vom 04.10.2021.
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Chinas Wirtschaft schwächelt Swatch-Konzernchef Nick Hayek: «Wir haben eine Klumpen-Chance»

Die chinesische Regierung tritt aufs Bremspedal – mit Auswirkungen auf Schweizer Unternehmen.

Die Zeiten exorbitanten Wirtschaftswachstums sind in China vorbei – vorläufig jedenfalls. Doch der chinesische Markt bleibt für viele Schweizer Unternehmen wichtig, wie eine SRF-Umfrage unter mehreren grossen Firmen zeigt.

So erwirtschaftete der Technologiekonzern ABB im letzten Jahr 16 Prozent des Gesamtumsatzes in China. Beim Textilmaschinenhersteller Rieter waren es ebenfalls 16 Prozent. Das Industrieunternehmen Georg Fischer nennt 25 Prozent. Und Swatch verdiente gar 50 Prozent aller Erlöse in China. Von einem Klumpenrisiko will Swatch-Konzernchef Nick Hayek aber dennoch nichts wissen: «Wir haben eine Klumpen-Chance.»

Drei Fragen an Nick Hayek zum China-Geschäft

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SRF News: Nick Hayek, die Hälfte des Umsatzes kommt aus China. Ist das nicht ein Klumpenrisiko?

Nick Hayek: Nein, wir haben eine Klumpen-Chance. Als Unternehmen denken wir in Chancen. Chinas Kundinnen und Kunden wünschen sich unsere Marken und Uhren. Sollen wir ihnen sagen, wir verkaufen nicht an euch? Wir verkaufen überall auf der Welt gut, auch in Amerika. Wir sind ausbalanciert.

Könnte es sein, dass China in eine Krise taucht und Swatch stark getroffen wird?

Ich sehe das Gegenteil. Erstens haben wir Uhren in allen Segmenten, das ist unser Vorteil. Immobilienprobleme haben wir doch weltweit. Wir haben sie in Europa, wir haben sie in der Schweiz, wir haben sie in Amerika. Nein, ich bin sehr zuversichtlich. In China gibt es tatsächlich eine riesige Spekulation mit Immobilien, aber die Regierung hat Gegenmassnahmen ergriffen. Das finde ich sehr positiv. Versuchen Sie mal, das in Amerika zu machen. Die Regierung dort kann nicht allein einschreiten. Da treten dann die grossen Immobilienkonzerne auf, die Investmentgesellschaften, und man verkauft Ihnen wieder irgendwelche verbrieften neuen Produkte und Derivate. Das ist viel schlimmer.

Aber was sagen Sie zur Kritik, die Schweiz und auch die Schweizer Wirtschaft habe sich von China viel zu abhängig gemacht?

Wir haben uns doch nicht abhängig gemacht. Die Schweiz ist abhängig von Europa, von vielen Ländern in vielen Bereichen. Aber wichtig ist doch: Wir haben unsere Schweiz und unseren Charakter nicht aufgegeben. Im Gegenteil. China hat uns noch nicht gezwungen, uns zu verhalten wie sie. Aber in Amerika habe ich das Gefühl, dass die Amerikaner uns zwingen wollen, uns an Sanktionen zu beteiligen, die bei uns gar nicht existieren. Wir dürfen dann in ein Land nicht liefern. Nehmen Sie den Iran: Es gibt keine Sanktionen gegen den Iran von der Schweiz. Aber alle haben Angst, dorthin zu liefern. Das ist viel gefährlicher für unsere Unabhängigkeit.

Die chinesische Regierung scheint diesmal einen stärkeren wirtschaftlichen Einbruch in Kauf zu nehmen.
Autor: Christa Janjic China-Expertin

Doch Chinas Wirtschaft hat eine Achillesferse: die hohe Verschuldung. Hunderte Milliarden ausstehender Kredite, vor allem im Bausektor. Darum kommt China-Expertin und Investment-Spezialistin Christa Janjic für Swatch zu einem anderen Befund: «Man darf nicht vergessen, dass das, was wir im Moment in China erleben, eine staatlich verordnete wirtschaftliche Abkühlung ist. Die chinesische Regierung scheint diesmal einen stärkeren wirtschaftlichen Einbruch in Kauf zu nehmen. Denn sie will das Wirtschaftssystem fit für die Zukunft machen. Und dafür muss der Immobiliensektor abkühlen.»

Kein Vorbeikommen an zweitgrösster Wirtschaft

Dazu kommt, dass in der Vergangenheit der Export von Schweizer Uhren spürbar negativ auf konjunkturelle Schwächen in China reagiert hat.

Allerdings: An China als Geschäftsfeld kommt kein exportorientiertes Unternehmen vorbei – auch Schweizer Firmen nicht. Dafür sei das Land als zweitgrösste Wirtschaft der Welt mit 1.4 Milliarden Konsumentinnen und Konsumenten viel zu gross, sagt Christa Janjic. 

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Tagesschau, 04.10.2021, 19:30 Uhr

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