Der Rückgang der CO2-Emissionen sei ungenügend, sagt Patrick Hofstetter, Leiter Klima und Energie beim WWF Schweiz: «Dieses Schneckentempo ist völlig inkompatibel mit der Klimakrise, die wir heute schon sehen. Das passt überhaupt nicht zusammen.»
Vor allem beim Verkehr gehe zu wenig. Das stellt auch das Bundesamt für Umwelt fest. Die CO2-Emissionen aus Treibstoffen, also aus Benzin und Diesel, blieben 2019 gegenüber dem Vorjahr unverändert hoch – und liegen sogar um fast drei Prozent höher als 1990.
Schwerere Autos, mehr Kilometer
Der Grund: Immer mehr und immer schwerere Autos legen immer mehr Kilometer zurück. Und die Werte sähen noch schlechter aus, wäre der Anteil an Biotreibstoffen und Elektrofahrzeugen nicht weiter angestiegen.
Besser als bei den Treib- sieht es bei den Brennstoffen aus. Deren Emissionen sind 2019 um 2.5 Prozent zurückgegangen. Im Vergleich zu 1990 stossen Heizungen unterdessen rund ein Drittel weniger CO2 aus. «Dort sind sicherlich mehr Fortschritte sichtbar», sagt Hofstetter.
Der Bundesrat hätte bei den CO2-Abgaben Spielraum, weitere Anreize zu setzen.
Allerdings würden auch dort die Ziele der Verordnung nicht erreicht, gibt der Klimaexperte zu bedenken. Und: «Trotzdem ist noch immer nicht die maximale Höhe der CO2-Abgabe ausgeschöpft. Der Bundesrat hätte hier Spielraum, noch weitere Anreize zu setzen, damit es sich lohnt, nicht mit Öl und Gas zu heizen.»
CO2-Statistik des Bundes
Grundsätzlich bemängelt der WWF, dass der Bundesrat den Spielraum nicht ausnütze, den ihm das Gesetz gebe, um das Klima zu schützen. Gegen solche Verschärfungen wehrt sich in der Regel die Industrie. Leider hat beim Verband der Importeure von Brenn- und Treibstoffen, Avenergy Suisse, heute niemand Zeit gefunden für eine Stellungnahme gegenüber Radio SRF.
Klar ist laut dem Bundesamt für Umwelt: Zur Erreichung der Klimaziele von Paris ist eine Abnahme der fossilen Energien notwendig. Im neuen total revidierten CO2-Gesetz sind Instrumente drin, die Autos und Heizungen klimafreundlicher machen sollen. Dieses Gesetz tritt aber frühestens im Jahr 2022 in Kraft. Gut möglich, dass sich das Volk dazu äussern kann.
Zuvor erscheint in einem Jahr die nächste CO2-Statistik. Diese wird wohl – Corona-bedingt – leicht tiefere Emissionen zeigen. Von einem deutlichen Rückgang aber scheint die Schweiz weit entfernt.