Impfstoff-Hersteller übertrumpfen sich mit Meldungen, wie wirksam ihre Impfungen seien: Biontech und Pfizer reden von 90 Prozent, Moderna gar von fast 95 Prozent. Andere Firmen werden folgen und um baldige Markt-Zulassung bitten.
Doch wann die Impfung in der Schweiz auf den Markt kommt, entscheidet die Heilmittelkontrollstelle Swissmedic, die Zulassungsbehörde des Bundes in Bern. Zurzeit arbeiten 20 Angestellte an den drei eingereichten Zulassungsgesuchen von Astra Zeneca, Biontech/Pfizer sowie Moderna.
Den Takt geben die USA vor, die fast 11 Milliarden Dollar in die Entwicklung von Impfstoffen investiert haben und schnell vorwärtsmachen wollen, wie Donald Trump vor ein paar Tagen bekräftigte – mit einer Notfall-Zulassung, die sehr bald käme.
Die Schweiz kennt zwar keine solchen Notfall-Zulassungen, arbeitet aber auch schneller als sonst: Swissmedic prüft in rollenden Verfahren, also laufend, bevor alle Daten im Haus sind und während die Hersteller weiter forschen.
Nichts geht ohne Swissmedic
Von einem Druck auf seine Arbeit will Claus Bolte, Leiter Zulassungen bei Swissmedic, nicht sprechen. Aber: «Wir sind uns der Erwartungen der Bevölkerung, Wirtschaft, Politik und auch der Industrie bewusst.»
Doch unabhängig davon müssten sie ihren Job machen, gemäss international gültigen Anforderungen, sagt Bolte, «in einem höheren Tempo, aber mit der gleichen Sorgfalt». Man habe genügend Personal, um die Impfstoff-Gesuche zu prüfen, so der Zulassungschef weiter – aber nur, weil andere Gesuche im Moment hinten anstehen würden.
Swissmedic-Direktor Raimund Bruhin ergänzt, seine Behörde liege gut im Rennen, auch im Vergleich mit Europa oder den USA: «Ausserdem stützen wir uns international ab, können dort noch beschleunigen.»
Bill Gates unterstützt Swissmedic
Den einen kann es nicht schnell genug gehen, andere möchten gar keine Impfungen. Für letztere ist Bill Gates ein rotes Tuch. Kürzlich wurde publik, dass der Microsoft-Gründer und Impfstoff-Investor mit seiner privaten Stiftung die staatliche Behörde Swissmedic finanziell unterstützt – in den vergangenen Jahren mit zwei Millionen Franken.
Angesprochen darauf betont Raimund Bruhin, die Gelder von Gates seien zweckgebunden: für die Entwicklungszusammenarbeit. Und diese beträfe einen «ganz kleinen Teil» bei Swissmedic. Den grössten Teil der Finanzierung von Swissmedic und alle Kernaufgaben stemme man selber. «Da besteht definitiv kein Problem bezüglich Unabhängigkeit», so Bruhin.
Das Budget von Swissmedic beträgt aktuell 105 Millionen Franken pro Jahr. Die Gelder stammen mehrheitlich aus Abgaben und Gebühren der Gesuchsteller und zu 16 Prozent vom Steuerzahler.
Impfung frühestens im Frühjahr 2021
Zurück zur aktuellen Corona-Impfung: Die Frage, die viele umtreibt: Wann kommt sie denn nun? Das hänge auch davon ab, wie schnell die Impfstoff-Hersteller noch mehr Daten lieferten, sagt Raimund Bruhin: «Der Ball ist bei den Firmen und ob die klinischen Studien jetzt abgeschlossen werden können. Wenn alles perfekt läuft, könnte der Impfstoff im Verlaufe des ersten Quartals 2021 kommen.»
Noch gibt es viele offene Fragen, wie und wen eine Corona-Impfung schützen wird. Doch im Rennen um den Impfstoff bestimmt die Aufsichtsbehörde Swissmedic das Tempo in der Schweiz.