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Corona-Schock in Hochsaison «Momentan blutet das Herz jedes Gärtners»

Die Branche erwartet ohne Direkthilfe das Aus für 60 Prozent der Firmen. Kurzarbeit geht nicht, denn Neues muss wachsen.

Die Corona-Krise trifft die Gartenbaubranche besonders hart. Denn eigentlich beginnt für sie nun die Hochsaison. Doch die Läden müssen geschlossen bleiben.

Das Coronavirus stelle die ganze Branche vor eine existenzielle Krise, sagt Carlo Vercelli, Geschäftsführer vom Berufsverband Jardin Suisse. Die Gewächshäuser seien voll und die Pflanzen bereit für den Verkauf. Pflanzen, in die sie Zeit und Geld investiert hätten und nun nicht verkaufen könnten.

«Momentan blutet das Herz jedes Gärtners. Blühende Pflanzen müssen kompostiert werden, um Platz für kommende Kulturen zu schaffen, die dann eventuell nach der Krise verkauft werden können», so Vercelli.

Pflanzen.
Legende: Corona-Krise trifft Gärtnereien im ungünstigsten Moment: Tonnenweise landen die Pflanzen auf dem Kompost. ZVG

Die Betriebe ziehen vom Winter bis in den Sommer laufend Pflanzen und sind darauf angewiesen, diese auch laufend zu verkaufen. Trotz der vom Bund vorgeschrieben Schliessung der Verkaufsgeschäfte müssen laut Vercelli also die Kulturen angesetzt werden: «Wenn wir das jetzt nicht machen, fällt der Verkauf das ganze Jahr aus, und die Katastrophe ist noch grösser.»

Wenn wir jetzt nicht neu pflanzen, fällt der Verkauf das ganze Jahr aus.
Autor: Carlo Vercelli Verband Jardin Suisse, Geschäftsführer

Kurzarbeit nicht möglich

Doch weil die Betriebe viel zu tun haben, können sie keine Kurzarbeit beantragen. Gleichzeitig wissen sie nicht, ob sie mit der Arbeit, die sie nun erledigen, überhaupt Geld verdienen können.

Trotz Corona-Krise: Die Arbeit in den Gärtnereien muss weitergehen, mit ungewisser Zukunft.
Legende: Trotz Corona-Krise: Die Arbeit in den Gärtnereien muss weitergehen, mit ungewisser Zukunft. Keystone/Archiv

Direktzahlungen gefordert

Seine Branche sei von der Krise auf aussergewöhnliche Weise betroffen, unterstreicht Vercelli und fordert staatliche Hilfe: «Wir rechnen damit, dass wir ohne eine direkte und nicht rückzahlbare Finanzhilfe rund 60 Prozent der Betriebe verlieren und damit viele Arbeitsplätze.» Betroffen wären mehrere Tausend Gärtnerinnen und Gärtner im ganzen Land.

Wir rechnen damit, dass wir ohne eine direkte und nicht rückzahlbare Finanzhilfe rund 60 Prozent der Betriebe verlieren.
Autor: Carlo Vercelli Verband Jardin Suisse, Geschäftsführer

Retten, was zu retten ist

Viele Betriebe probieren mit Heimlieferungen zu retten, was noch zu retten ist. Im aargauischen Schinznach hat eines der landesweit grössten Gartencenter, die Firma Zulauf, einen Drive-in für Lebensmittelpflanzen wie Erdbeeren, Kräuter oder Salate eröffnet.

Sobald er geöffnet hat, stauen sich die Fahrzeuge vor dem umfunktionierten Gewächshaus. Sie fahren hinein und werden dort bedient. Ein Gitter garantiert den vorgeschriebenen Zwei-Meter-Abstand.

Drive-in für Lebensmittelpflanzen in Schinznach: Die Idee der Firma Zulauf stösst auf Anklang.
Legende: Drive-in für Lebensmittelpflanzen in Schinznach: Die Idee der Firma Zulauf stösst auf Anklang. ZVG

Eingeführt wurde das Angebot, nachdem der Kanton Aargau am letzten Donnerstag den Verkauf von Lebensmittelpflanzen zugelassen hatte. Da habe man schnell reagiert, erklärt Co-Geschäftsführer Johannes Zulauf: «Der Drive-in wurde über Nacht auf die Beine gestellt, wo wir ohne direkten Kundenkontakt die Lebensmittelpflanzen verkaufen können». Doch auch mit dem Drive-in-Verkauf lassen sich keine grossen Umsätze machen.

Zwei Meter Abstand: Warenübergabe und elektronische Zahlung werden per Stab gemeistert.
Legende: Zwei Meter Abstand: Die elektronische Zahlung wird per Stab gemeistert. ZVG

Echo der Zeit, 27.03.2020, 18:00 Uhr

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