Die Pandemie hat die Älteren aus den Fitnesscentern vertrieben. Fast 98 Prozent der Über-60-Jährigen suchen die Fitnesscenter nach der Wiedereröffnung seltener auf als noch vor der Pandemie. Bei den 50- bis 59-Jährigen sind 78 Prozent zu Fitness-Muffeln geworden. Das zeigt eine Umfrage bei Fitnesscentern in der Schweiz im Auftrag der Fitness-Interessengemeinschaft «Swiss Active».
Die rückläufigen Zahlen beziehen sich auf April und Mai 2021. Weshalb so viele Seniorinnen und Senioren den Fitnesseinrichtungen fernbleiben, ist nicht untersucht worden. Die Vermutung liegt nahe, dass gerade Ältere, die Fitness vorwiegend aus gesundheitlichen Gründen betreiben, mit einem allfälligen Ansteckungsrisiko besonders vorsichtig umgehen.
Dessen ist sich Roger Erni, Geschäftsführer von Swiss Active bewusst. Die älteren Fitnessbewussten will er mit Überzeugungsarbeit zurückgewinnen. Die Corona-Schutzkonzepte würden streng befolgt.
Mitgliederschwund um 12 Prozent
Der Exodus der Alten hinterlässt Spuren bei den Mitgliederbeständen. Das durchschnittliche Schweizer Fitnesscenter hat während der Schliessung nämlich 200 seiner zuvor fast 1350 Mitglieder verloren. Im Mai lag die durchschnittliche Mitgliederzahl fast 12 Prozent unter der Zahl vom Mai 2019. Entsprechend sind die Einnahmen aus Beiträgen der Mitglieder geschrumpft. Bis Ende Jahr hoffen die Betreiberinnen und Betreiber nun, knapp die Hälfte der verlorenen Mitglieder wieder zurückzugewinnen.
Grund zur Hoffnung geben die Befragungsergebnisse zu den Trainingsaktivitäten der Jungen: Zwar ist auch unter ihnen die Hälfte nach der Wiedereröffnung seltener in Fitnesscentren anzutreffen. Daneben gibt es aber bei den Unter-19-Jährigen fast 43 Prozent, die häufiger trainieren als vor der Pandemie. Bei den 20- bis 29-Jährigen sind es immerhin 32 Prozent, die ihre Muskeln öfter stählen.
Hoffen auf die Jungen
So gilt es für die Branche nach den warmen Sommertagen, vor allem auch die Jungen zurück in die Zentren zu locken. Das Ferienende gilt neben den Neujahrstagen als Periode, in der sich besonders viele neue sportliche Vorsätze nehmen.
Sorgen bereitet Roger Erni, dem Geschäftsführer des Branchenverbandes Swiss Active – gerade mit Blick auf die Jungen – die Möglichkeit, dass ein Covid-Zertifikat für den Besuch von Fitnesscentren obligatorisch werden könnte. Fernhalten könnte eine solche neue Vorgabe gerade auch Jüngere. Er hoffe sehr, dass es keine weiteren Einschränkungen gebe, so Erni.
Die Fitnessbranche macht mit der Pandemie in vielerlei Hinsicht gänzlich neue Erfahrungen. Erstmals haben digitale Trainingsformen ins Angebot Einzug gehalten. Und erstmals ist die Branche geschrumpft – nach zuvor 15 Jahren stetigen Wachstums.