Der Bund ist sich der Brisanz des Bonus-Themas offensichtlich bewusst. Keine 48 Stunden nach Bekanntgabe des Rettungsplans für den Finanzsektor lässt er «gewisse» variable Vergütungen an die CS-Mitarbeitenden vorläufig sistieren. Dies betrifft bereits zugesicherte, noch nicht ausbezahlte Boni für die vergangenen Jahre. Eine Beruhigungspille für Bevölkerung und Politik. Denn einige dieser Boni dürften nicht «verdient» sein.
Es ist verständlich, dass weder der Bundesrat noch die Nationalbank SNB und die Aufsichtsbehörde Finma am Sonntag auf alle Fragen die passenden Antworten parat hatten. Und es leuchtet ein, dass diese Akteure auch keine Zeit hatten, sich über die Bonus-Politik der beiden Grossbanken zu beugen.
In den Worten der Finma: «Im ersten Schritt ging es darum, eine Lösung zum Schutz der Einlegerinnen und Einleger und des Ansehens des Schweizer Finanzplatzes zu schaffen. Im zweiten Schritt werden wir weitere Fragen klären, auch solche.» Dass die Sistierung der Boni bereits jetzt vorliegt, zeugt von einem guten Gespür des Bundes. Der Unmut im Volk ist gross.
Bundesrat redet jetzt bei Grossbanken-Boni mit
Zuständig für die Bonus-Frage ist der Bund, oder laut Bankengesetz konkret der Bundesrat, erst seit Sonntag. Gemäss Artikel 10a darf dieser variable Vergütungen von systemrelevanten Banken «ganz oder teilweise» verbieten und anordnen, dass deren Vergütungssystem angepasst wird – und zwar für den Fall, dass diesen Banken «direkt oder indirekt staatliche Beihilfe aus Bundesmitteln gewährt» wird.
Bei der am Sonntag präsentierten Blitz-Rettung profitiert auch die UBS von Staatshilfe. Damit stehen auch ihre künftigen Boni sowie ihr Bonus-System auf dem Prüfstand. Konzernchef Ralph Hamers verdiente letztes Jahr insgesamt 12.6 Millionen Franken, Präsident Colm Kelleher knapp 4.8 Millionen. In einem nächsten Schritt sollte der Bundesrat auch diese Entlöhnungen unter die Lupe nehmen.
Doch hier ist der Fall komplizierter als bei der CS: Was sollen die UBS-Kaderleute künftig verdienen? Man könnte zum Schluss kommen, dass deren Verantwortung mit der CS-Übernahme steigt. Die neue UBS stellt für die Schweiz schliesslich ein Klumpenrisiko dar. Sie ist zum Erfolg verdammt. An Hamers, Kelleher und Co. hängt also viel, und dies muss der Bundesrat berücksichtigen.
Ein Bonus fürs Schrumpfen?
Gleichzeitig zeigt das Beispiel Credit Suisse einmal mehr: hohe Vergütungen können ein Fehlanreiz sein, der, in Kombination mit anderen Faktoren, fatale Folgen haben kann. Das aktuelle Vergütungssystem der UBS sieht unter anderem eine Belohnung für Wachstum vor. Dabei wäre jetzt genau das Gegenteil angebracht: eine rasche Schrumpfkur.
Der Bundesrat muss sich gut überlegen, wie viel Einfluss er auf die Bonus-Politik der UBS nehmen will. Sollte diese weiterhin die Karte «marktgerecht» spielen, müssten die Alarmglocken läuten, zumindest so lange die UBS eine explizite Staatsgarantie geniesst. Man stelle sich den Fall vor, dass auch die neue Giga-Bank in die Krise stürzt, die Steuerzahler geschädigt werden, während die Top-Manager zuvor weiter Millionen scheffelten.
Klar, die CS hat in der Boni-Frage Priorität. Die UBS-Entschädigungen können erst ab dem laufenden Geschäftsjahr Thema sein. Bevölkerung und Politik werden genau verfolgen, ob und wie sich der Bundesrat einbringt.