Too little, too late.
«Zu wenig und zu spät.» So kommentiert das amerikanische Stimmrechts-Beratungsunternehmen Glass Lewis das Einlenken der Credit Suisse in der Frage um die Vergütungen für Verwaltungsrat und die Konzernleitung.
Der aktuelle Bericht liegt dem Wirtschaftsmagazin «ECO» vor. Er kommt zum Schluss, dass die Aktionäre die Vergütungen der CS «trotz der angekündigten freiwilligen Reduktion von 40 Prozent» an der Generalversammlung am 28. April nicht gutheissen sollen.
Auch der US-Aktionärsvertreter ISS hat nun seine unverändert negative Haltung zum Vergütungsbericht der CS bekanntgegeben. «ECO» liegt auch dieses Dokument vor.
Reaktion auf Aktionärsrevolte
Glass Lewis attestiert der CS-Führung zwar, dass der Schritt eine «positive Antwort» an viele «unzufriedene Aktionäre» sei. Doch reiche dieser Schritt nicht aus.
Die Höhe der Zahlungen sowie die Aktionärsinteressen stimmten nach wie vor nicht überein, heisst es von Glass Lewis weiter.
Die Tatsache, dass sich Topmanager verpflichtet fühlten, zwei Wochen vor einer Generalversammlung ihre Vergütungen zu reduzieren, weil sie anderenfalls eine Revolte der Aktionäre erwarten, zeige, dass das Boni-Programm nicht angebracht sei.
Zudem hätten es die CS-Manager, die für die Vergütungen verantwortlich seien, verpasst, die Aktionärsinteressen angemessen zu vertreten, heisst es im Bericht.
Ein «fehlerhafter Prozess»
Die Ankündigung der Grossbank, ihre Boni freiwillig zu reduzieren, sei das «Ende eines fehlerhaften Prozesses, bei dem die Interessen der CS-Aktionäre nicht ausreichend berücksichtigt worden seien», heisst es im ISS-Bericht.
Was die Vergütungen des CS-Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung grundsätzllich angehe, blieben die Empfehlungen der Bankspitze an die Aktionäre unverändert, meint ISS. Weil damit das Boni-System nicht ändere, lehne der Stimmrechtsberater den CS-Vergütungsbericht weiterhin ab.
Der Hintergrund
Der Verwaltungsrat der Credit Suisse hatte die Vergütungen für sich und die Konzernleitung am Karfreitag nach unten korrigiert . Dies erfolgte knapp zwei Wochen vor der Generalversammlung und nachdem einflussreiche Stimmrechtsberater, wie die amerikanischen Glass Lewis und die ISS, aber auch die schweizerische Ethos höhere Boni und Verwaltungshonorare zur Ablehnung empfahlen.
Diese Ablehnung geschah vor dem Hintergrund, dass die CS in den letzten zwei Jahren insgesamt 5,6 Milliarden Verlust schrieb.
Ein Grossteil der CS-Aktien ist in ausländischem Besitz. Diese Shareholder folgen oftmals den Empfehlungen der Stimmrechtsberater . Glass Lewis und ISS vertreten nach Schätzungen der Schweizer Anlagestiftung Ethos zusammen rund 25 bis 30 Prozent des CS-Kapitals.
Boni CS
Ethos hält an Rohner-Abwahl fest
Die Anlagestiftung Ethos hat gemäss der «Sonntagszeitung» angekündigt, dass sie diese Woche ihre Haltung zum geänderten Boni-Programm der CS bekannt geben will.
Ethos-Präsident Vincent Kaufmann hält überdies daran fest, den CS-Verwaltungsrats-Präsident Urs Rohner zur Abwahl vorzuschlagen.
Rohner sagte in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag», er habe nach dem angekündigten Boni-Verzicht sehr positive Rückmeldungen von Aktionären erhalten.