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Credit-Suisse-Skandal Befreiungsschlag mit Fragezeichen

Mehr als eine Woche gärte der Skandal an der Spitze der zweitgrössten Schweizer Bank. Und er offenbarte eklatante Missstände im Topmanagement der Credit Suisse. Fast täglich kamen neue, süffisante Details dazu. Heute Morgen früh versuchte die Bank, zum grossen Befreiungsschlag anzusetzen. Mit zweifelhaftem Erfolg.

Um 6.30 Uhr verschickte die Credit Suisse eine Mitteilung zum Fall und lud zu einer Medienkonferenz um 8 Uhr unweit des Zürcher Paradeplatzes.

Duo nimmt den Hut

Schuld am ganzen Debakel rund um die Überwachung des ehemaligen Leiters der CS-Vermögensverwaltung Iqbal Khan sei die Nummer 2 nach Konzernchef Tidjane Thiam. Chief Operation Officer Pierre-Olivier Bouée nimmt alle Verantwortung auf sich und scheidet aus der Bank aus. Mit ihm geht gleich auch noch der Sicherheitsschef. Sie seien die einzigen gewesen, die von der Überwachungsaktion wussten. Konzernchef Tidjane Thiam selbst soll keine Kenntnisse davon gehabt haben – so die Darstellung der Bank. Er bleibt im Amt.

Verwaltungsratspräsident Urs Rohner stellte die Vorfälle als Verstoss gegen die eigene Firmenkultur dar. Man sei «erzürnt». Gleichzeitig entschuldigte sich Rohner für den Schaden, den die Bank angerichtet hat.

Alles erledigt also? Kann sich die CS nun wieder dem Tagesgeschäft widmen? Mitnichten.

Privatfehde nicht Teil der Untersuchung

Was die Bank heute präsentierte, beleuchtete nur einen kleinen Ausschnitt der ganzen Affäre. Die Privatfehde zwischen Konzernchef Tidjane Thiam und dem aufstrebenden Iqbal Khan war beispielsweise nicht Gegenstand der Untersuchung. Chat-Nachrichten, die von den Involvierten via Messenger-Dienst Whatsapp und dem Schweizer Pendant Threema ausgetauscht wurden, sind teilweise nicht mehr zugänglich – da gelöscht.

Eine ernstzunehmende, tiefgehende Aufarbeitung der ganzen Vorfälle sieht anders aus. Bereits als die ganze Geschichte über erste Medienberichte die Runde machte, verhielt sich die Bank ungeschickt. Sie mauerte oder streute Informationen, die der Entwicklung dieses Krimis eher noch mehr Sauerstoff zuführten, als entzogen.

Die Credit Suisse hat heute versucht, das Feuer zu löschen. Dass die ganze Geschichte noch weiter mottet, ist unter diesen Umständen so gut wie sicher.

Konzernspitze macht unglückliche Figur

Sowohl Verwaltungsratspräsident Urs Rohner, der zu lange in Deckung blieb, als auch CS-Chef Tidjane Thiam, der von solch wichtigen Ereignissen wie einer Überwachung eines ausgeschiedenen Konzernleitungsmitgliedes nichts gewusst haben soll, machen in diesem Schmierentheater eine unglückliche Figur.

CS-Präsident Urs Rohner hat bereits ein Ablaufdatum auf der Stirn. Er wird spätestens 2021 den Posten räumen, da dann seine Amtszeit offiziell endet. Sollte Konzernchef Tidjane Thiam bislang tatsächlich das Ziel verfolgt haben, Rohner auf diesem Posten zu beerben, stellt sich dieser Plan aus heutiger Sicht als «Mission impossible» dar.

Matthias Pfander

Co-Leiter Wirtschaftsredaktion

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Matthias Pfander ist seit über 20 Jahren im Wirtschaftsjournalismus tätig, seit Mitte 2017 als Reporter und Planer für die Wirtschaftsredaktion von SRF TV. Zuvor arbeitete er unter anderem für den «Tages-Anzeiger» und die «Blick»-Gruppe.

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