Die Generalversammlung der Credit Suisse im Zürcher Hallenstadion ist zu Ende. Sämtliche bisherigen Verwaltungsräte wie auch die neu vorgeschlagenen Mitglieder der Bank wurden mit grossem Mehr gewählt. Die Aktionäre der Bank haben zudem alle Vergütungsanträge des Verwaltungsrats angenommen.
81,5 Prozent der Aktionäre sprachen sich für die Boni der Geschäftsleitung von insgesamt 34,6 Millionen Franken aus. Bei den übrigen Abstimmungen zu den Gehältern erreichte die Firmenspitze höhere Zustimmungsraten.
«Der Räuber darf seine Beute auch nicht behalten»
Diese Traktanden hatten zuvor viel zu reden gegeben. Zahlreiche Kleinaktionäre traten an das Rednerpult und äusserten kritische Voten. Verwaltungsratspräsident Urs Rohner und CEO Tidjane Thiam mussten Haare lassen. Ein Aktionär verglich die Bank gar mit einem einsturzgefährdeten Bürogebäude.
Besonders die Transfer-Summe im zweistelligen Millionen-Bereich, die der CEO zusätzlich zu seinem Gehalt kassiert, sorgte für Unmut. Ständerat Thomas Minder – der Architekt der sogenannten Abzocker-Initiative – nannte diese Art Ablöse-Summe gar «verfassungswidrig».
Bezüglich den Vergütungen in der Chefetage der Bank äusserte sich Minder folgendermassen: Es könne nicht sein, dass «für so ein desaströses Jahr» noch Millionen Vergütungen bezahlt würden. «Der Räuber darf seine Beute auch nicht behalten.»
Der Kleinaktionär Richard Fischer schlug leisere Töne an. Er forderte am Rednerpult eine bescheidenere CS, die die Werte wieder hoch halte.
Sie, Herr Rohner, sprechen immer über Ziele – nie aber über Werte.»
Angesichts des Milliardenverlusts, den die Grossbank 2015 erlitt, und dem angekündigten Abbau von 6'000 Stellen, ist der Zorn der Aktionäre zumindest nachvollziehbar.
Rote Zahlen und Boni geht nicht
Gegen den Vergütungsbericht stimmten 19 Prozent der Aktionäre. Man wisse, dass die Grossaktionäre aus den USA und dem arabischen Raum für den Vergütungsbericht waren, erklärt Marianne Fassbind von der SRF-Wirtschaftsredaktion. Man könne also annehmen, dass es vor allem Schweizer Aktionäre waren, die sich dagegen ausgesprochen haben und zwar auch die Pensionskassen.
«Damit zeigt sich klar, dass es sich in der Schwiez nicht geziemt, dass grosse Boni ausbezahlt werden, wenn ein Unternehmen rote zahlen schreibt», so Fassbind.
Dass das Vertrauen in die CS nicht zurückgekehrt ist, zeige auch der Aktienkurs der CS. Es brauche jetzt den klaren Willen des Verwaltungsrates, die angekündigte Strategie durchzuziehen, die Baustellen aufzuräumen und vor allem die bedrohlich dünne Eigenkapitaldecke zu stärken.
«Strategie macht gute Fortschritte»
Für den neuen CEO Thiam war der Auftritt im Hallenstadion keine Premiere, da er an der ausserordentlichen GV im November bereits vor die Aktionäre trat. Er wandte sich – anders als sein Vorgänger Brady Dougan – zuerst auf Deutsch an die Aktionäre, setzte seine Rede dann auf Französisch fort.
Zu Beginn äusserte sich Thiam zum Kurs der CS-Aktie, der seit Jahresbeginn um über 30 Prozent eingebrochen ist. Diese Entwicklung sei für alle in der Bank enttäuschend gewesen. Dennoch glaube er nach wie vor an die fundamentalen Stärken der Bank. Die Umsetzung der neuen Strategie mache angesichts des schwierigen Marktumfeldes «gute Fortschritte». Kurzfristig hätten sie dafür kaum Beifall zu erwarten. «Es ist jedoch der einzige Weg, der langfristig zum Erfolg führt.»
Wir wollen keinen Sprint gewinnen, sondern einen Marathon.
Zuvor hatte auch Verwaltungsratspräsident Urs Rohner Verständnis für den Missmut vieler Aktionäre geäussert. «Wir sind uns bewusst, dass Sie mit der jüngsten Kursentwicklung nicht zufrieden sind – wir sind es auch nicht», sagte er. Entscheidend sei aber, dass die langfristigen Ziele erreicht würden.
«Wir wollen keinen Sprint gewinnen, sondern einen Marathon.» Die vergangenen Monate hätten der Bank und ihren Mitarbeitern viel abverlangt, so Rohner weiter. Man sei aber auf dem richtigen Weg.
CEO stellt rote Zahlen in Aussicht
Bereits kurze Zeit nach der Generalversammlung muss die Bank Aktionären und Öffentlichkeit dann erneut Rede und Antwort stehen, wenn sie am 10. Mai das Ergebnis zum ersten Quartal präsentiert.
CEO Thiam hatte die Marktteilnehmer bereits Ende März darauf vorbereitet, dass erneut mit roten Zahlen zu rechnen sei. Die Handelserträge seien um 40 bis 45 Prozent eingebrochen.