SRF News: Sind die 1300 Entlassungen bei Alstom Schweiz nun der Preis dafür, dass General Electric (GE) vor gut einem Jahr die Energiesparte von Alstom übernommen hat?
Iwan Lieberherr: Es gibt Doppelspurigkeiten zwischen dem Energiegeschäft von General Electric und den einstigen Alstom-Geschäftsbereichen, die GE nun übernommen hat. Das war schon klar, als vor rund einem Jahr bekannt wurde, dass GE die Energiesparte von Alstom übernehmen wird. Schon damals wurde befürchtet, dass die Doppelspurigkeiten in der Schweiz bei der einstigen Alstom zu einem Stellenabbau führen könnten. In welchem Ausmass war unklar. Nun wird es konkreter: Es könnten rund ein Viertel der Stellen betroffen sein.
Wo gibt es solche Doppelspurigkeiten?
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Es betrifft offensichtlich sämtliche Abteilungen. Es gibt nicht einen spezifischen Geschäftsteil, der nun dicht gemacht werden soll. Die Verantwortlichen von General Electric haben das Unternehmen 20 Monate lang durchleuchtet, um solche Doppelspurigkeiten zu finden. Diese gibt es bei zentralen Funktionen im Headquarter, aber auch im eigentlichen Industriegeschäft. General Electric und die ehemalige Alstom stellen teilweise sogar gleiche Produkte wie etwa Turbinen her und beide sind auch im Servicegeschäft tätig.
In den vergangenen fünf Jahren ist der Umsatz der Energiesparte, die früher Alstom gehört hat, um knapp 40 Prozent gesunken.
GE spricht nicht nur von Doppelspurigkeiten, sondern auch von einem schlechten Geschäftsgang. Hat Alstom schlecht geschäftet oder ist das ein weltweites Problem der Branche?
Das ist bestimmt ein Branchenproblem. General Electric spricht in der Mitteilung von Anpassungen an die aktuellen Gegebenheiten im Energiegeschäft in Europa. Das heisst wohl konkret, dass das Geschäft hier harzt. Es hat Überkapazitäten, insbesondere bei den Gas- und Dampfturbinen. In den vergangenen fünf Jahren ist der Umsatz der Energiesparte, die früher Alstom gehört hat, um knapp 40 Prozent gesunken. Aus diesem Grund fokussiert sich General Electric nun auf das Wartungsgeschäft, denn dieses ist lukrativer. Ein Teil der Gasturbinen-Produktion wurde bereits nach Italien verkauft. Das Wartungsgeschäft für diese Turbinen hat General Electric aber zum grössten Teil für behalten.
Der Standort Schweiz ist also nicht das Problem, wie es sonst häufig heisst?
Der Standort Schweiz hat natürlich schon seine Probleme. Wegen des starken Frankens ist die Produktion hierzulande teurer – das ist durchaus ein Nachteil. Aber die Flaute im Energiegeschäft trifft auch andere Konzerne weltweit wie die ABB oder General Electric selber.
Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.