Die Zahlen geben ihr recht: BKW-Konzernchefin Suzanne Thoma sieht ihr Unternehmen deutlich besser gerüstet als die der Konkurrenz, um mit den tiefen Strompreisen klarzukommen. «Die BKW hat ein robustes Geschäftsmodell. Wir setzen nicht nur auf Stromproduktion und Stromhandel. Wir haben auch ein stark wachsendes Dienstleistungsgeschäft», sagt sie.
Und dieses Geschäft trägt mittlerweile schon ein Viertel zum Umsatz bei. Das Kerngeschäft hingegen harzt auch bei der BKW: Die Einnahmen aus dem Stromverkauf gehen zurück, die europaweiten Strompreise sind heute enorm tief und decken die Produktionskosten nicht.
Stabile Einnahmen dank Kleinkunden
Hier hat die BKW einen gewichtigen Vorteil gegenüber ihrer Konkurrenz: Als ehemaliger Monopolist hat sie in ihrem Versorgungsgebiet direkten Zugang zu den Stromkonsumenten, zu über 300'000 Privathaushalten. Und diese können den Strom nicht irgendwo auf dem freien Markt, zu günstigen Marktpreisen beziehen. Nein, die BKW kann ihnen die vollen Produktionskosten verrechnen.
Das stimme, sagt Thoma. «Die Kleinkunden zahlen heute einen höheren Preis, als wenn ihr Versorger den Strom einfach auf dem Markt kaufen oder importieren könnte.» Allerdings werde dieser Effekt im Zusammenhang mit der BKW immer überschätzt. «Leider nehmen unsere Kleinkunden nur einen Viertel unserer Produktion ab. Die restlichen drei Viertel sind dem Markt und dem Wechselkursrisiko ausgesetzt», so die Konzernchefin.
Und doch: Dank den Kleinkunden hat die BKW stabilere Einnahmen als die Konkurrenz, die rote Zahlen schreibt und deshalb verkaufen muss, was nicht niet- und nagelfest ist. Das geht von Staumauern in den Alpen und Laufkraftwerken an Bächen und Flüssen – Alpiq verkauft 49 Prozent seiner Wasserkraftwerke – bis zum Schloss Böttstein an der Aare. Das beliebte Lokal für Hochzeiten und Tagungen, mit Blick auf das AKW Beznau, gehört der Axpo und wird betrieblich nicht benötig.
BKW bereitet sich auf Energiewende vor
Die BKW hingegen kauft ein: Beteiligungen an Windparks in halb Europa, aber auch 15 Dienstleistungsunternehmen allein im letzten Jahr, Gebäudetechnik und Solarunternehmen in der ganzen Schweiz. Damit bereitet sich die BKW auf die Energiewende vor.
Thoma nennt eine neu entwickelte Software als Beispiel. «Sie ermöglicht es dem Einfamilienhausbesitzer, der eine Fotovoltaikanlage habt, seinen Eigenverbrauch zu optimieren», sagt sie. «Das heisst, dass er möglichst viel von dem Strom, den er produziert auch selber verbraucht.»
Wenn dieser Kunde später auch noch eine Batterie installieren möchte, könne man sie an diese Software anschliessen. «Das ist ein typisches Beispiel, wie wir dem Kunden helfen, Nutzen aus der Energiewende zu ziehen», so Thoma.
Atomausstieg vorantreiben
Und noch ein letzter Unterschied besteht, zwischen der BKW und ihrer Konkurrenz: Die BKW macht vorwärts mit dem Atomausstieg. Das Kernkraftwerk Mühleberg wird Ende 2019 abgeschaltet. Axpo und Alpiq hingegen, betreiben ihre AKWs in Gösgen, Leibstadt und Beznau weiter.