Ein unscheinbares Wohnhaus im Genfer Quartier Eaux-Vives. Eine Anwohnerin kommt aus der Eingangstür. Sie ist Mieterin, kennt aber ihren Vermieter nicht.
Auch der Sicherheitsmann, der mit seinem Hund rund um die Häuser zieht, hat keine Ahnung, wem das Gebäude gehört.
Beide wissen nicht: Die formelle Hauseigentümerin – «SI Rieu-Soleil SA» – hat einen einzigen Aktionär: den Vatikan.
Nebst dem Wohnhaus in Genf besitzt der Vatikan rund ein Dutzend Renditeliegenschaften in Lausanne.
Wie der Vatikan zu seinem Geld kommt
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Es gibt keine offiziellen Zahlen über das Vermögen des Vatikans. Schätzungen reichen bis zu 12 Milliarden Euro. Eine der wenigen Zahlen, die der Vatikan dazu veröffentlichte: Alleine 2014 nahm das Vermögen um 939 Millionen Euro zu.
Einnahmequellen sind nebst den Miet- und Pachteinnahmen der
Peterspfennig
: Damit drücken die Gläubigen immer Ende Juni ihre Verbundenheit mit dem Papst aus. Das bringt gut 60 Millionen Euro ein.
Bistümer
in aller Welt – vor allem in Deutschland und den USA - bezahlten gemäss neusten Zahlen – 24 Millionen Euro nach Rom.
Einträglich sind auch die
Museen
im Vatikan: Die Eintritte spülen jedes Jahr einen hohen zweistelligen Millionenbetrag in die Kasse.
Der Vatikan hat eine eigene Bank, die
Vatikanbank
.
Sie liefert ihren Gewinn – zuletzt 32 Millionen Euro – an den Heiligen Stuhl ab.
Hinzu kommen Spenden, Einkünfte aus dem Verkauf von Briefmarken, Münzen und Souvenirs sowie Filmrechten.
Bereits in den 30er-Jahren hat der Vatikan in Genf und Lausanne Boden und Liegenschaften gekauft.
Doch für Aussenstehende ist dies nicht einfach erkennbar. Hinweise finden sich nur vereinzelt in Dokumenten im Handelsregister.
Gekauft hat der Vatikan die Immobilien in der Schweiz mit Geld von Italiens Ex-Diktator Benito Mussolini.
Die Lateranverträge
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Über Hunderte von Jahren sammelte die katholische Kirche Ländereien an. Sie war ein eigener Staat, der bis an die Adria und nach Frankreich reichte: der Kirchenstaat.
1870 wurde er vom Königreich Italien annektiert. Erst 60 Jahre später wurde der Vatikan von Diktator Benito Mussolini für diese Enteignungen entschädigt.
1929 tritt der Heilige Stuhl in den Lateranverträgen seine einst riesigen Gebiete offiziell an Italien ab und anerkennt Rom als Hauptstadt Italiens.
Im Gegenzug bezahlt Mussolini dem Vatikan 1,75 Milliarden Lire, rund 1 Prozent des damaligen Bruttosozialprodukts Italiens. Das sind gemessen am heutigen Bruttosozialprodukt rund 18 Milliarden Franken.
Mit diesem Geld ging der Vatikan auf Einkaufstour – nicht nur in der Schweiz.
In Paris gehören ihm Wohnhäuser mit luxuriösen Wohnungen an bester Lage.
In London gehört dem Vatikan unter anderem eine Immobilie an einer teuren Einkaufsstrasse. Mieter ist ein Luxusgüterkonzern.
Bei keiner der Gesellschaften, die formell Eigentümerinnen dieser Immobilien sind, ist nach aussen ersichtlich, wer wahrer Besitzer ist.
Für den Investigativjournalisten Gianluigi Nuzzi wenig erstaunlich. Er hat mehrere Enthüllungsbücher zum Papst und dem Vatikan geschrieben.
Er sagt: «Undurchsichtigkeit ist das Rückgrat dieses Systems. Deshalb finden Sie nichts über Investments, Immobiliengesellschaften in der Schweiz, Spanien, Frankreich.»
Der Vatikan habe eine ganze Gruppe von Firmen, Aktiengesellschaften, undurchsichtigen Unternehmen.
Eine solche Vatikan-Gesellschaft hat ihren Sitz in Fribourg. Sie dient als Investitionsvehikel und hält Aktien, unter anderem an UBS, an Roche und am Dufthersteller Givaudan.
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