Der Bancomat wird dieses Jahr 50. Und er dürfte uns noch lange erhalten bleiben – auch wenn die Digitalisierung unaufhaltsam voranschreitet. Denn: Aller Prophezeiungen zum Trotz steht das Ende des Bargeldzeitalters nicht bevor.
Davon gehen wenigstens die Hüter des Schweizer Frankens aus, die Chefs der Schweizerischen Nationalbank (SNB). So sagte Direktionsmitglied Fritz Zurbrügg vor einigen Tagen anlässlich einer Konferenz: «Die Gerüchte über den Tod des Bargelds sind stark übertrieben.»
Die Gerüchte über den Tod des Bargelds sind stark übertrieben.
Der Bancomaten-Hersteller NCR glaubt ebenfalls an die Zukunft des Bargelds. In diesen Tagen lanciert das US-Unternehmen in der Schweiz eine neue Bancomatengeneration. Das erste neue Gerät steht seit dieser Woche bei der Luzerner Kantonalbank in Ebikon.
Bargeld-Nachfrage konstant
Obwohl bargeldlose Zahlungsmethoden (Debitkarten, Kreditkarten und Mobile Payment) heute eine wichtige Rolle spielen, wird in nächster Zukunft das Bargeld und damit der Bancomat nicht verdrängt. Gemäss einer letztjährigen Studie des Konjunkturforschungsinstituts BAK Basel ist Bargeld – trotz leicht sinkender Tendenz – noch immer das beliebteste Zahlungsmittel in Schweizer Läden.
Auch die Zahl der Bancomaten steigt nach wie vor. Ende 2016 waren laut Statistik der SNB hierzulande über 7000 Geräte in Betrieb, rund 200 mehr als 2014.
Bargeld hat im Wesentlichen zwei Funktionen: Es wird zum Zahlen (Zahlungsmittelfunktion) und zum Sparen (Wertaufbewahrungsfunktion) eingesetzt. Die untenstehende Grafik der SNB zeigt, wie die Bargeld-Nachfrage besonders in wirtschaftlich turbulenten Zeiten deutlich steigt: Sowohl im Herbst 2008 – als viele Banken weltweit in Schieflage gerieten – als auch während der Euro-Schuldenkrise 2012 ist der Notenumlauf stark angewachsen.
Bargeld ist ein sicheres Aufbewahrungsmittel: Einlagen bei einer Bank sind rechtlich bloss Forderungen gegenüber dieser Bank, im Konkursfall nicht unbedingt sicher. Bargeld hingegen ist durch die Nationalbank garantiert. Das erklärt die anhaltende Nachfrage nach Bargeld als Wertaufbewahrungsmittel. Zudem dürfte momentan auch das Tiefzinsumfeld dazu beitragen.
Eine Frage des Vertrauens
Doch wie ist die nach wie vor grosse Beliebtheit von Bargeld als Zahlungsmittel zu erklären? SNB-Vizepräsident Fritz Zurbrügg hält fest, dass Bargeldzahlungen zwei Eigenschaften aufweisen, die elektronische Transaktionen nicht ersetzen könnten: Unabhängigkeit von technischer Infrastruktur und Datenschutz.
Neben blosser Gewohnheit spielt wohl auch der psychologische Effekt eine Rolle, den das Sprichwort «Nur Bares ist Wahres» auf den Punkt bringt. Ein handfestes Wertpapier schafft mehr Vertrauen als eine digitale Zahl in den elektronischen Buchungssystemen einer Bank.
Umfragen zeigen, dass es vielen Menschen durch die Verwendung von Bargeld leichter fällt, den Überblick über ihr Budget zu behalten. Bargeld macht die Menschen auch vorsichtiger: Aus der Wirtschaftspsychologie ist bekannt, dass Bargeldzahlungen die Menschen mehr schmerzen als digitale Transaktionen.
Es gibt also gute Gründe gegen die Abschaffung des Bargelds. Und dessen Beständigkeit ist eng verknüpft mit dem Schicksal unseres Jubilars. Deshalb wird der digitale Fortschritt den Bancomaten in absehbarer Zeit nicht ins Technikmuseum verbannen.