- Das strahlende Wetter lockt die Wanderer in Scharen ins Freie.
- Zwei Drittel der Wanderer, die auf unseren Wanderwegen unterwegs sind, orientieren sich an den gelben Wanderwegweisern.
- Die Signalisation unserer Wanderwege ist ein wirtschaftlicher Erfolg: Dank ihnen verdient die Schweiz mit den Wanderen viel Geld.
- Doch wer produziert diese Schilder, wer stellt sie an unzugänglichen Orten auf und was kostet das alles?
Sie sind gelb, wetterfest – und zwischen Boden- und Genfersee stehen 50'000 Stück von ihnen. Nur: Wer kam eigentlich auf die Idee, gelbe Wanderwegweiser in Wiesen, Wälder und auf Felsen zu stellen? Sybille Schär vom Verband Schweizer Wanderwege weiss es: «Es war 1934 ein Lehrer aus Zürich. Die Wegweiser waren so etwas wie die Geburtsstunde der Signalisation, und sie haben sich seit dieser Zeit eigentlich kaum verändert.»
Viel mehr ist über den Erfinder der Wegweiser nicht bekannt. Auch nicht, wieso er die Farbe gelb wählte. Vermutlich aber, weil sie im Freien gut sichtbar ist. So gut sichtbar, dass die Schilder in der Vergangenheit gar einmal abmontiert wurden:
Während dem Zweiten Weltkrieg kam von der Schweizer Armee die Anweisung, alle Wander-Wegweiser wegzunehmen. Denn sonst hätte der Feind die Möglichkeit gehabt, sich in der Schweiz zu orientieren.
Das war gestern. Heute ist das Schweizer Wanderwegnetz dank Wegweisern und Markierungen einmalig in der Welt – und ein eigentlicher Wirtschaftsmotor geworden. Laut einer Studie des Bundes laufen zwei Drittel aller Wanderer nämlich den gelben Schildern nach.
Das Wandern auf dem Netz ist zwar gratis. Doch wer wandert, gibt anderweitig Geld aus: 45 Franken pro Tag im Schnitt, für Transport, Essen, Unterkunft. 2,5 Milliarden Franken kommen laut der Bundesstudie so jährlich zusammen. Und rund 12'000 Stellen hängen direkt von den Ausgaben der Wanderer ab.
Doch Signalisation, Markierungen und Unterhalt der Wege kosten natürlich auch. Noch einmal Sybille Schär: «Das Wanderwegnetz der Schweiz ist über 65'000 Kilometer lang. Wir schätzen, dass wir pro Kilometer etwa 800 Franken dafür ausgeben.»
Schweizer Wertarbeit
Die Signalisation ist dermassen wichtig, dass nichts dem Zufall überlassen wird. Ein 70-seitiges Handbuch legt fest, wie die Wegweiser aussehen, beschriftet, montiert werden müssen. Sind solch detaillierte Vorschriften nicht des Guten zuviel und kosten nur viel?
Nein, glaubt Rolf Fischer von der Firma Heiz Schriften AG, die Wegweiser herstellt: «Der Tourist hat mit dem Handbuch ‹Langsamverkehr› überall das gleiche System und findet sich sehr schnell zurecht. Das macht also Sinn.» Im Durchschnitt kostet ein Exemplar des Handbuchs 150 Franken. Im Einzelfall kann es auch mehr sein.
Fischer verteidigt die lokale Produktion: «Einzelanfertigungen wie die Schweizer Wanderwegweiser sind schwierig herzustellen, vor allem in der geforderten Qualität. Wir haben zwei bis dreitausend Meter Höhe und hohe Sonneneinstrahlung. Da müssen auch diese Wegweiser zehn Jahre und mehr beständig sein.»
Freiwillige wandern die Wegweiser ab
Für Gemeinden und Vereine, die für Streckenabschnitte verantwortlich sind, bedeuten die Signalisationsvorschriften viel Aufwand. Im Kanton Aargau etwa sind 85 Freiwillige unterwegs: «Auf ihren Kontrollgängen merken sie, dass die Wegweiser entweder alt, verbleicht, nicht mehr lesbar oder beschädigt sind. Sie melden uns dann, dass wir diese Tafeln ersetzen müssen», erzählt der Aargauer Wegverantwortliche Horst Sager.
Was im Mittelland einfach tönt, ist es nicht in den Bergen. Dort stehen Wegweiser an exponierten Stellen, sind Schnee und Lawinen ausgesetzt und werden im Herbst oft abmontiert. Der Aufwand im Frühjahr und Herbst ist in der Höhe riesig. Ohne die 1500 Freiwilligen, die schweizweit mithelfen, das Wanderwegnetz zu unterhalten, würde der Wandertourismus nie so viel Geld in die Kasse spülen, wie er es tut. Und natürlich muss auch das Wetter stimmen. So wie heute.