Familien-Geschäft: Oberhaupt ist Gianluigi Aponte (83), er stammt ursprünglich aus Sorrento bei Neapel (I). Mit seiner Gattin Rafaela (78) - Bankierstochter aus Genf - gründete er die Reederei MSC in Genf. Die beiden halten je die Hälfte der Aktien. Ihre Kinder Diego (48) und Alexa (51) sowie Schwiegersohn Pierfrancesco Vago (62) sind für das Operative zuständig, wie das Wirtschaftsmagazin Bilanz schreibt. Einziger Familienoutsider im Geschäft ist der Konzernchef Soren Toft.
Rekord-Reederei: Vater Aponte hat Anfang der 1970er-Jahre mit einigen gebrauchten Schiffen angefangen. Heute ist die Mediterranean Shipping Company (MSC) die grösste Reederei der Welt, mit 793 Containerschiffen. 123 weitere sind schon bestellt. Sie verschifft 22 Millionen Container Fracht pro Jahr und beschäftigt 180'000 Mitarbeitende. Ein Fünftel der Seefracht weltweit ist in der Hand der Genfer. So viel Marktmacht und Schiffe hat bisher keine andere Reederei. Neben dem Frachtgeschäft baute MSC auch das Kreuzfahrtgeschäft aus – dazu gehört auch eine Privatinsel auf den Bahamas.
Verschwiegenheit: Gewinn und Umsatz von MSC sind Familiengeheimnis. Interviews geben Familien- und Firmenvertreter fast nie. Gemäss Medienberichten hat MSC 2022 über 86 Milliarden Euro Umsatz und 36 Milliarden Euro Gewinn erwirtschaftet. Schifffahrtsanalyst Jan Tiedemann bezeichnet diese Zahlen gegenüber SRF als plausibel. Besonders in den Jahren der Pandemie lief das Geschäft gut. Lieferengpässe trieben die Frachtraten und damit die Einnahmen in die Höhe. «Die Pandemie und die Lieferengpässe haben dazu geführt, dass sich die Frachtraten extrem erhöht haben und die Reederei sehr viel verdient hat», sagt Schifffahrtsanalyst Jan Tiedemann.
Aufstieg: Mit den vollen Kassen ging MSC auf Einkaufstour. Sie kaufte Anteile an einer südafrikanischen Spitalbetreiberin. Auch Bahnlinien und Schienennetze in Afrika und jüngst in Italien wurden übernommen. Häfen gehören ebenfalls ins Portfolio der Genfer. Über eine Tochterfirma besitzt MSC 70 Häfen.
Die Pandemie und die Lieferengpässe haben dazu geführt, dass sich die Frachtraten extrem erhöht haben und die Reederei sehr viel verdient hat.
Scheinwerferlicht: Schlagzeilen machte MSC mit dem Einstieg bei der Hamburger Hafenbetreiberin HHLA. Die Schweizer drängen damit ins Heimgebiet der grössten Container-Reederei Deutschlands, Hapag-Lloyd, vor. Grossaktionär Klaus-Michael Kühne ärgerte sich öffentlich über die neue Konkurrenz direkt vor der Haustüre. Auch die Gewerkschaften haben keine Freude am Einstieg der Rekord-Reederei aus der Schweiz. Seit Wochen demonstrieren und streiken Hamburger Hafenmitarbeiter gegen den Deal. In trockenen Tüchern ist der Deal noch nicht, auch wenn die Genfer Reederei und die Stadt Hamburg inzwischen gut 86 Prozent der HHLA halten. Es braucht allerdings auch noch die Zustimmung von Behörden und der Hamburger Bürgerschaft.
Abkühlung: Nach den Boom-Jahren infolge Pandemie und Lieferengpässen hat sich das Frachtgeschäft in den vergangenen Jahren aber abgekühlt. Die Gewinne sprudeln nicht mehr so üppig. Den Drang nach Grösse dürfte dies kaum eindämmen.