In Interlaken finden dieser Tage die X-Days statt: Rund 500 Unternehmensvertreter informieren sich dort über die digitale Zukunft der Wirtschaft. Vor allem Männer. Eine Frau will das ändern: Linda Liukas. Die junge Programmiererin aus Finnland will Mädchen für die Computerwelt begeistern.
Liukas hat ein Buch geschrieben, und vor allem auch selber gemalt. Ihr Ziel: Kindern auf spielerische Art und Weise das Programmieren näherbringen. Das Buch ist ein grosser Erfolg.
Weg vom drögen, grauen Kasten
An den X-Days fällt die finnische Programmiererin auf, obwohl sie nicht besonders gross ist. Ihre Haare trägt sie wild zusammengesteckt, wenn sie lächelt, kneift sie die Augen zusammen. Und sie lächelt praktisch die ganze Zeit.
Liukas ist begeistert von ihrer Mission, die da lautet: Die graue Computerwelt bunter und vielfältiger machen. Dabei hilft ihr Ruby, die Titelfigur ihres Buchs «Hello Ruby». Ruby ist ein sechsjähriges Mädchen, das eine fantastische Reise durch die Welt der Computer macht. Das Mädchen erinnert an die Autorin selbst.
Kinder müssen frühzeitig begeistert werden
Liukas wurde 1986 geboren, sie studierte Wirtschaftswissenschaften, Design und Ingenieurwesen. Früh schon interessierte sie sich aber auch für Computerwissenschaften. Und dieses Interesse am Programmieren will sie nun auch Kindern mitgeben, so früh wie möglich.
Denn zwischen zehn und zwölf Jahren geschehe etwas in der eigenen Wahrnehmung der Kinder, sagt die finnische Programmiererin: «Sie definieren sich einseitig – als Kunstinteressierte, die mit Mathematik nichts anfangen können. Oder sie sehen sich als Sozialwissenschafter, und können folglich nichts mit Computern anfangen.»
Das ABC des Programmierens
Aber wie erklärt man einem kleinen Mädchen denn überhaupt, was ein Computer ist? Ganz einfach:
Ein Computer ist eine Maschine, und in der Maschine finden sich verschiedene Teile: Der Prozessor, das Gehirn des Computers, das allen anderen Befehle erteilt, dabei aber auf Hilfe angewiesen ist, um sich die vielen Dinge zu merken. Hilfe von den Ram und Rom, also den Speichern.
Schliesslich kämen die Bugs, die Käfer, die Probleme verursachen und die es zu jagen gilt. Vor allem aber sei ein Computer ein Gerät, das Anweisungen entgegennehme. Und es seien die Programmiererinnen und Programmierer, die diese Anweisungen entwickelten.
Freilich: Weder Linda Liukas noch Ruby wollen fünf- oder sechsjährigen bestimmte Programmiersprachen eintrichtern. Vielmehr soll das Verständnis für Technologie spielerisch und mit Phantasie gefördert werden:
Die Kinder lernen umfangreichere Problemstellungen in kleinere Fragestellungen aufzuteilen, bestimmte Muster zu erkennen.
Zum Beispiel muss Ruby die Geheimsprache von Pinguinen lernen, um mit ihnen zu kommunizieren. Sie muss also deren Codes entziffern. Das zieht: Inzwischen ist «Hello Ruby» in zwanzig Sprachen erhältlich, auch auf Deutsch.
Es sind bei Weitem nicht nur Mädchen, die das Buch lesen, sagt Liukas: «Als Pädagogin bin ich sehr stolz, wenn mir Buben sagen, dass Ruby ihre Lieblingsfigur ist. Wenn kleine Jungen bewundernd zu einem Mädchen hochschauen, dann ist das Feminismus.»