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Apple präsentiert KI-Strategie
Aus 10 vor 10 vom 11.06.2024.
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Dominierende US-Tech-Riesen ETH-Professor über das KI-Geschäft: «Europa wurde abgehängt»

Wenn Apple Neuigkeiten in Sachen Künstlicher Intelligenz verkündet, ist das ein weltweites Thema. Dass der Tech-Riese auch Arbeitsplätze in Zürich aufbaut, ist wenig bekannt. Zu verdanken ist das dem KI-Knowhow der Eidgenössischen Technischen Hochschule ETH.

Apple übernahm vor ein paar Jahren zwei Start-ups, die ihren Ursprung an der ETH hatten, genauer am Computer Vision Lab von Luc van Gool. Im Gespräch mit SRF äussert sich der Leiter des Computer Vision Lab über Vor- und Nachteile der US-Dominanz im Tech-Bereich.

Luc van Gool

Leiter Computer Vision Lab ETH Zürich

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Der Elektromechanik-Ingenieur und Professor Luc van Gool (65) leitet das Computer Vision Lab an der ETH in Zürich seit 1998. Er ist zudem Professor an der belgischen Universität in Leuven. Für seine Leistungen wurde er unter anderem von der amerikanischen IEEE Computer Society als Forscher ausgezeichnet. Ab Sommer 2024 wechselt van Gool ans Insait, ein auf KI spezialisiertes Forschungsinstitut in Sofia, Bulgarien. Das Insait wurde mithilfe der ETH Zürich, der EPFL und der Schweizer Regierung gegründet.

SRF News: Alle reden über Künstliche Intelligenz. Welche Rolle spielt der Standort Zürich bei deren Entwicklung?

Luc van Gool: Die ETH ist beim Thema KI weltweit führend. Viele Leute arbeiten bei uns daran. KI hatte einen Rieseneinfluss auf die Signalverarbeitung, also auch die Computer Vision, womit wir uns beschäftigen. Bei uns dreht es sich, vereinfacht gesagt, darum, wie der Computer sieht. Zürich ist auch zu einem Zentrum geworden, das erfolgreich Industrien und Unternehmen anzog. Auch einige der «Big Seven» (Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla) forschen hier seit Jahren. Das ist auch eine Folge von Start-ups, die an der ETH entstanden, dank Zusammenarbeit von Professoren und den Unternehmen.

Apples «geheimes» Lab und die ETH

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Apple betreibt seit mehreren Jahren ein Vision Lab im Zürcher Kreis fünf. Das verschwiegene kalifornische Unternehmen will auf Anfrage von SRF nicht verraten, woran geforscht und was entwickelt wird. Apple verweist auf einen Artikel von Mac Prime, der die Aktivitäten umschreibt. Gemäss einem Bericht der «Financial Times» sei Apple in Zürich daran, sein globales Team für KI und Machine Learning zu erweitern.

Begonnen haben Apples Aktivitäten in Zürich mit zwei Übernahmen. Der Tech-Konzern kaufte in den vergangenen Jahren zwei Jungunternehmen – Spinoffs der EPFL und ETH Zürich: 2015 das Start-up Faceshift, das auf Virtual Reality spezialisiert war, und 2019 Fashwell, Spezialist für Bilderkennung.

Fakt ist, der Apple-Standort in Zürich gründet auf ETH-Know-How. Der Konzern übernahm zwei Start-ups, die bei Ihnen aufgebaut wurden.

Ja, das stimmt. Zu Apple konkret darf ich mich nicht äussern. Aber ja: Ein Teil der Forschung auf dem Gebiet von Computervision und Signalverarbeitung kommt aus der ETH heraus und wurde von Industrien aufgekauft. Wichtig ist auch die Zusammenarbeit zwischen ETH-Professoren und den Unternehmen. Wir forschen zum Beispiel auch mit Google.

Ihre besten Forscherinnen und Forscher wandern also an US-Konzerne ab? Ist das gut oder schlecht?

Es ist ein gemischtes Bild. Das Gute daran ist, dass unsere Leute dank der Zusammenarbeit mit Tech-Firmen spannende Projekte verfolgen können. Und danach haben sie die Möglichkeit, in den Unternehmen zu forschen. Ziemlich viele unserer Leute haben hier am Standort Zürich einen Job gefunden.

Es fehlen europäische Googles und Microsofts.

Und was ist schlecht daran?

Die Schattenseite ist, dass Europa in diesem Bereich keine grossen Firmen hervorbringt. Die «Big Seven» stammen ausschliesslich aus den USA. Europäische Googles und Microsofts fehlen. Europa wurde im Bereich der KI ein bisschen abgehängt. Das passierte schon beim Internet und nun bei der Entwicklung von KI. Da muss man genau aufpassen.

Inwiefern?

Die Künstliche Intelligenz hängt vom Gebrauch von Daten ab. Man lernt mithilfe von Daten. Dabei ist es wichtig, den Zugriff auf die Daten zu erschweren, wie das die EU mit ihrer Datenschutzverordnung tut. Es braucht also Regulierung. Wir müssen aber auch vorsichtig sein, dass Regulierung die Forschung nicht verunmöglicht.

Reguliert Europa die KI zu stark?

Man sollte jedenfalls nicht übertreiben und stolz darauf sein, bei der Regulierung ganz vorne mit dabei zu sein, wie Europa dies macht. Sonst passiert die Innovation anderenorts und wir müssen sie dann einkaufen.

Das Gespräch führte Harry Stitzel.

10vor10, 11.06.2024, 21:50 Uhr ; 

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