Mitte Februar stufte das US-Handelsministerium Auto-Importe als Bedrohung der nationalen Sicherheit ein. Präsident Donald Trump könnte den Bericht zum Anlass nehmen, Sonderzölle auf Auto-Importe aus der Europäischen Union von bis zu 25 Prozent zu verhängen. Entscheiden muss er sich bis Mitte Mai. Unklar ist, ob die Zölle tatsächlich für sämtliche Fahrzeuge gelten würden.
Alternativ könnte Trump sie auch nur für bestimmte Modelle oder auch einzelne Komponenten verhängen. Dass er bereit ist, seine Drohungen in der Handelspolitik wahrzumachen, hat er bereits bewiesen. Im vergangenen Jahr verhängte er auf Stahlimporte aus der EU einen Strafzoll von 25 Prozent, auf Aluminium zehn Prozent.
VW rechnet mit Kosten in Milliardenhöhe
Besonders betroffen von einer Erhöhung der Autozölle wäre Deutschland, dessen Autobranche über 800'000 Jobs umfasst. Bis zu einem Viertel der produzierten Fahrzeuge liefern deutsche Autobauer teilweise in die USA. Volkswagen-Chef Herbert Diess etwa fürchtet Kosten in der Höhe von zwei bis drei Milliarden Euro.
Wir spüren die Verunsicherung bei den deutschen Autobauer. Sie erteilen im Moment weniger Aufträge.
Das deutsche Institut für Wirtschaftsforschung IFO rechnet gar damit, dass sich die Auto-Exporte langfristig halbieren. Die Meinungen gehen bei den Prognosen allerdings auseinander. Andere Experten, wie etwa Ferdinand Dudenhöffer, halten die Sonderzölle für eine kleinere Gefahr. Dies, da die Käufer der deutschen Luxus-Modelle weniger preissensitiv seien, als Kunden der unteren Preisklasse.
Auch Schweizer Zulieferer zittern
In fast jedem Auto fahren Bauteile von Schweizer Firmen mit. Die hiesige Autozuliefererindustrie ist mit 35'000 Jobs ein wichtiger Arbeitgeber. Zur Branche gehört zum Beispiel der Stahlkonzern Schmolz und Bickenbach. Er spüre die Angst seiner deutschen Kunden vor Donald Trumps Entscheid, sagt Konzernleiter Clemens Iller. Kunden würden teilweise mit Aufträgen zuwarten.
Kritik erntet Donald Trump nicht nur von den europäischen Autoherstellern und ihren Zulieferern, sondern auch von der eigenen Autoindustrie. Diese wehrt sich vehement gegen die Zölle, weil solche die Preise für Bauteile aus Europa erhöhen würden.
Eine halbe Million Jobs für die USA
Dass Donald Trump mit Sonderzöllen vielmehr den angeschlagenen US-Firmen schaden würde, anstatt ihnen zu helfen, das sieht auch Erik Jonnaert, Direktor des Europäischen Verbands der Automobilhersteller. Die europäischen Hersteller schafften zudem rund eine halbe Million Jobs in den USA, so Jonnaert weiter.
Trumps eigentliche Sorge gilt weniger der inneren Sicherheit als dem grossen Handelsungleichgewicht zwischen den USA und Ländern wie Deutschland oder China. Seit Amtsantritt vermutet er hinter der Schieflage unfaire Handelsbedingungen. So setzt er mit Sonderzöllen sowohl China, wie auch die Europäische Union unter Druck.
Tatsächlich erhebt die EU auf importierte Autos aus den USA bislang Zölle von durchschnittlich zehn Prozent, während umgekehrt im Schnitt nur rund 2.5 Prozent fällig werden. Bei Pick-ups und Trucks, die einen Grossteil der US-Produktion ausmachen, schirmen sich jedoch die USA deutlich stärker ab.
EU will Strafzölle nicht akzeptieren
Die Europäische Union hat klar gemacht, dass sie die Sonderzölle nicht akzeptieren und Gegenmassnahmen treffen wird. Das machte die EU auch im Stahlstreit. Sie verhängte Strafzölle auf beliebte US-Waren wie Jeans, Erdnussbutter oder Motorräder.