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Naht die nächste Schuldenwelle?
Aus Echo der Zeit vom 16.01.2020. Bild: Imago
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Droht eine neue Finanzkrise? Die Welt türmt einen gewaltigen Schuldenberg auf

Die globale Verschuldung wächst im Rekordtempo. Das lässt aufhorchen: Die letzten grossen Schuldenwellen endeten böse.

Die globale Verschuldung ist noch nie so schnell und so stark gewachsen wie seit der Finanzkrise, schreibt die Weltbank. Alarmierend dabei: Die drei grossen Schuldenwellen der letzten 50 Jahre endeten alle in einer Finanzkrise. Losgerollt ist die neue Schuldenwelle vor zehn Jahren.

Aufgetürmt haben sich die Schulden in vielen Ländern gleichzeitig. Besonders aber in Schwellen- und Entwicklungsländern. Weltbank-Managerin Franziska Ohnsorge sagt: «In 80 Prozent der Schwellen- und Entwicklungsländer sind die Schulden seit 2010 gestiegen.»

Axt beschriftet mit Weltlwährungen
Legende: Zum Schuldenberg beigetragen hätten private und staatliche Schulden, sowohl in armen wie in reichen Ländern, schreibt die Weltbank. Reuters

Allein in diesen ärmeren Ländern ist die Schuldenquote – gemessen am Bruttoinlandprodukt – von durchschnittlich 54 Prozent nach der Finanzkrise auf 170 Prozent im Jahr 2018 gestiegen.

Ein sehr grosser Batzen davon entfällt allein auf China – auch, weil deren Staatsunternehmen ihr Wachstum zum grossen Teil auf Pump finanziert haben. Doch auch ohne China bleiben die Zahlen alarmierend.

Diese Schuldenwelle sei auch ohne China deutlich höher und schneller als die vorangegangen, sagt Ohnsorge: «Die Schwellen- und Entwicklungsländer haben in den acht Jahren der vierten Welle genauso viele Schulden aufgebaut wie in den 20 Jahren der ersten Welle der 1970er und 80er-Jahre.»

Schulden nicht per se schlecht

Zu den Gründen für den steilen Anstieg der Schulden in ärmeren Ländern sagt sie: «Die derzeit niedrigen Zinsen sind ein Faktor, es gibt aber viele mehr. Die Schwellen- und Entwicklungsländer haben noch grosse Investitionslücken, um die nachhaltigen Entwicklungsziele zu erreichen.»

Soll heissen: Steigende Schulden sind per se nichts Schlechtes. Viele der Länder kämen inzwischen auch einfacher an Kredite als früher, sagt Ohnsorge. Viel mehr Staaten hätten Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten und würden die heimischen Kapitalmärkte entwickeln: «Im Finanzsektor ist vieles im Umbruch.»

Arme Länder anfällig für Schocks

Gut ist, wenn das viele Kapital hilft, Entwicklung anzuschieben. Problematisch wird es, wenn die Schuldenlast so erdrückend wird, dass den Ländern kaum noch Geld übrig bleibt. Deren Zahl wächst, vor allem unter den ärmsten Ländern, etwa in Subsahara-Afrika. Die hohen Schulden machen sie verwundbarer, anfälliger für externe Schocks: «Ein hoher Schuldenstand macht die Länder empfindlich für einen Anstieg der Zinsen», sagt Ohnsorg.

Verschärft wird das Risiko dadurch, dass sich das Wirtschaftswachstum in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern in den letzten Jahren deutlich abgeschwächt hat. Das macht es noch schwieriger, den wachsenden Schuldenberg abzutragen.

Frau mit Regenschirm in Argentinien
Legende: Schuldenabbau wird umso schwieriger, wenn die Schulden in Fremdwährungen aufgenommen sind und der Wert der eigenen Währung sinkt. Wie schnell das zu einer Wirtschaftskrise führen kann, zeigen die Beispiele Argentinien und Türkei. Reuters

Dass vielen Ländern aufgrund der hohen Verschuldung immer weniger Geld bleibt, um die nachhaltigen Entwicklungsziele umzusetzen, beunruhigt nicht nur die Weltbank. Auch der internationale Bankenverband warnt in einer Studie vor den Folgen.

Die Welle verebbt so schnell nicht

Analyst Emre Tiftik sagt, diese Länder immer mehr neues Kapital bräuchten: «Und das ist alles andere als einfach aufzutreiben.» Zudem würden die Schulden weiter wachsen. Dass die Länder aus eigener Kraft mehr Einkommen generieren können, wie das die Weltbank empfiehlt – etwa durch höhere Steuereinnahmen – bezweifelt Tiftik.

Wachsende Schulden, weniger Finanzierungsspielraum, grössere Herausforderungen, auch durch den Klimawandel. Ein Ende des Trends ist nicht absehbar. Die Welle rollt weiter.

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