Ecuador verlässt zum Jahreswechsel das Erdölförderkartell Opec. Man trete aus, um mehr Erdöl fördern zu können, so die Begründung des Energieministeriums des südamerikanischen Landes. Nach Katar muss die Opec damit bereits den zweiten Austritt innert kurzer Zeit hinnehmen. Ihr Image dürfte darunter leiden, sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Dario Pelosi.
SRF News: Warum will Ecuador gerade jetzt mehr Erdöl fördern?
Dario Pelosi: Ecuador ist stark verschuldet. Präsident Lenín Moreno hat ein Massnahmenpaket geschnürt, um seinen Haushalt wieder ins Lot zu kriegen. Einerseits senkt er die Ausgaben – zum Beispiel durch das Streichen von Vergünstigungen auf dem Treibstoff. Anderseits will er mehr Einkünfte generieren, etwa mit dem Verkauf von Öl. So hat er auch in den vergangenen Monaten die Produktionslimiten für Erdöl immer wieder überschritten.
Kann dieser Plan Ihrer Meinung nach aufgehen?
Ich halte es für schwierig, aber verschiedene Analysten attestieren diesem Plan gute Chancen. Denn Ecuador sendet damit das Signal an die Ölindustrie, dass es offen ist für Investitionen im Ölsektor. Und angesichts der tiefen Krise, in der andere lateinamerikanische Staaten wie Venezuela, Mexiko und Argentinien stecken, könnte es durchaus sein, dass dieser Plan aufgeht.
Der Austritt stellt die Strategie der Opec infrage.
Wie wichtig ist Ecuador auf dem internationalen Erdölmarkt?
Ecuador ist eher ein kleineres Mitgliedsland der Opec. Es hat einen Anteil von rund 0.7 Prozent an den gesamten Ölreserven des Kartells. Doch der Abgang hat mehr symbolischen Charakter. Er schwächt vor allem das Image der Opec.
Was bedeutet es, wenn das Image der Opec geschwächt ist?
Einerseits ist das Problem der Opec, dass Ecuador mit diesem Abgang nicht alleine ist. Es ist noch kein Jahr her, dass Katar seinen Austritt aus dem Kartell bekannt gegeben hat. Seither setzt Katar mehr auf Erdgas. Andererseits stellt das auch die Strategie der Opec infrage: Sie versucht die Produktion weltweit zu drosseln und hofft so, die Preise für Erdöl stabilisieren oder allenfalls auch steigern zu können – bisher allerdings mit bescheidenem Erfolg. Die abflauende Konjunktur macht dem Kartell einen Strich durch die Rechnung.
Das Gespräch führte Christina Scheidegger.