Der Preis von Olivenöl ist seit dem vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Gemäss dem Internationalen Olivenverband kosteten 100 Kilogramm «Extra Vergine»-Olivenöl Ende Juni umgerechnet 750 Franken. Fünf Jahre zuvor waren es noch 211 Franken. Wie die britische Zeitung «The Guardian» berichtet, gibt es wegen der hohen Preise inzwischen immer mehr Betrugsversuche mit Olivenöl. SRF-Wirtschaftsredaktor Sven Zaugg erklärt, wieso der Preis so gestiegen ist und wie betrogen wird.
Was ist der Grund für den Preisanstieg von Olivenöl?
Spanien hat 2018 und 2019 mehr als die Hälfte des Olivenöls weltweit produziert. Vergangenes Jahr ist die produzierte Menge aber massiv eingebrochen. Dies wegen starker Trockenheit und wegen einer Hitzewelle. Das hat den Bäumen und besonders den Früchten zugesetzt. In Italien haben vergangenes Jahr zudem starke Regenfälle im Mai und Juni dazu geführt, dass zu wenig Bäume bestäubt wurden. So exportiert auch Italien weniger Olivenöl. Der Internationale Olivenverband geht davon aus, dass die Produktion in der Saison 2023/24 auf voraussichtlich 2.4 Millionen Tonnen sinken wird. Das ist fast ein Drittel weniger als 2018 und 2019.
Was bedeutet der Preisanstieg für die Qualität des Olivenöls?
Nicht bei allen Olivenölen ist die Qualität trotz Preisanstieg gleichgeblieben. «The Guardian» schreibt, dass es immer mehr Betrugsfälle gibt. Konkret werde das Olivenöl gestreckt oder falsch etikettiert. In den meisten Fällen ist versucht worden, hochwertiges Öl mit billigem zu strecken. Anfangs Juli sind in Süditalien 42 Tonnen Olivenöl beschlagnahmt worden, die über ein falsches Label verfügten. Bei weiteren Betrugsversuchen wurden falsche Herkunftsbezeichnungen genutzt. Wenn auch eher selten, gibt es sogar Fälle, bei denen das Öl mit unerlaubten Substanzen wie Pestiziden oder Mineralöl verunreinigt war. Von den 182 Betrugsfällen, die seit Anfang 2023 der EU gemeldet wurden, passierten 54 in Italien, 41 in Spanien und 39 in Griechenland.
Ist das kontaminierte Olivenöl gefährlich für die Gesundheit?
Ein Lebensmittelspezialist sagte gegenüber «The Guardian», es sei sehr unwahrscheinlich, dass das kontaminierte Öl in den Regalen grosser Supermärkte auftauche. Diese seien sehr gut überwacht in Bezug auf die Lebensmittelsicherheit. Betroffen sind laut dem Experten hingegen kleine Unternehmen und kleine Supermärkte, bei denen die Kontrollen lascher sind. Ein Sprecher der EU-Kommission sagte gemäss der Zeitung, dass die gestiegene Zahl der Betrugsfälle nicht zwingend ein gesundheitliches Risiko für die Konsumentinnen und Konsumenten bedeute. Die Zahlen würden die bessere Zusammenarbeit zwischen den Behörden zeigen.