- Die Europäische Zentralbank (EZB) hat zur Bekämpfung der Rekordinflation die grösste Zinserhöhung ihrer Geschichte beschlossen.
- Die EZB beschliesst eine Zinserhöhung von 0.75 Prozentpunkten.
- Damit versucht die EZB, die Rekordinflation einzudämmen.
Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB leihen können, steigt damit auf 1.25 Prozent, wie die Notenbank mitteilt.
Die EZB stellte zugleich weitere Zinserhöhungen in den nächsten Monaten in Aussicht. Signalisiert hatte der EZB-Rat für seine September-Sitzung bereits frühzeitig eine weitere Zinserhöhung um 0.5 Prozentpunkte. Doch weil die Teuerungsrate zuletzt weiter anzog, nahm der Druck auf die Euro-Währungshüter zu, einen grösseren Schritt zu beschliessen.
EZB erwartet 2022 und 2023 deutlich höhere Inflation
Für das kommende Jahr rechnet die Notenbank im Jahresschnitt nun mit einer durchschnittlichen Preissteigerung von 5.5 Prozent. Die Juni-Prognose lag noch bei 3.5 Prozent. Für 2024 sagt die EZB eine Inflationsrate von 2.3 (2.1) Prozent voraus.
Die EZB hatte die hohe Inflation lange als vorübergehend interpretiert und hat deutlich später als andere viele andere Zentralbanken die Zinswende eingeleitet. Die US-Notenbank Fed beispielsweise hat ihre Leitzinsen bereits mehrfach nach oben geschraubt, dabei zweimal um jeweils 0.75 Prozentpunkte.
Inflation macht Menschen zu schaffen
Ein Ende der Preissteigerungen im Euroraum ist nicht in Sicht: Im August kletterte die Inflation im Währungsraum der 19 Länder getrieben von steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen auf die Rekordhöhe von 9.1 Prozent.
Volkswirte rechnen für die nächsten Monate mit einem weiteren Anstieg. Die EZB strebt für den gemeinsamen Währungsraum mittelfristig ein stabiles Preisniveau bei einer Jahresteuerung von zwei Prozent an.
Für immer mehr Menschen werde die hohe Inflation zu einer enormen Belastung, sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel jüngst. Nagel, der im EZB-Rat über die Geldpolitik mitentscheidet, sprach sich für eine «kräftige Zinsanhebung» im September aus und erklärte: «Und in den folgenden Monaten ist mit weiteren Zinsschritten zu rechnen.» Die Geldpolitik müsse die hohe Teuerung entschlossen bekämpfen.