Die Elektromobilität ist auf dem Vormarsch. Laut aktuellen Prognosen des TCS werden bereits 2025 bis zu 60 Prozent der Neuwagen auf Schweizer Strassen Steckerautos sein – 2030 gar schon über 90 Prozent. Wer sichergehen will, dass der Akku unterwegs nicht schlapp macht, hat mit Vorteil eine Ladestation zu Hause, in der Regel eine sogenannte «Wallbox». Bequem über Nacht tanken und am Morgen sorglos den Arbeitsweg unter die Räder nehmen, das ergibt Sinn – würde man meinen. Noch nicht ruhig schlafen können diesbezüglich aber manche Wohnungsmieterinnen und Mieter.
Warten auf die «Wallbox»
Rico Meier aus Winterthur fährt seit einem Jahr elektrisch. Zu Hause in der Tiefgarage kann er seinen Tesla bisher aber nicht laden. Die normale Steckdose ist dafür nicht geeignet, er bräuchte eine Ladestation. Eine solche gibt es aber auf seinem Parkplatz nicht, obwohl er schon vor gut einem Jahr bei der Verwaltung einen Antrag gestellt hat.
Auch die Vermieterin von Claudio Thürlemann aus Zürich steht auf dem Ladeschlauch: «Die Verwaltung hat die Kosten gescheut für die ganzen Installationen und hat mir auch zu verstehen gegeben, sie glaube nicht an Elektromobilität».
Die Verwaltung hat die Kosten gescheut.
Ihnen bleibt zurzeit also bloss das Laden an der öffentlichen Säule. Der Strom dort ist im Schnitt jedoch mehr als doppelt so teuer wie jener von der Ladestation zu Hause. Einen Anspruch auf eine Ladeinfrastruktur fordert der FDP-Nationalrat Matthias Jauslin in einer Motion. Für ihn ist klar: «Wir müssen eine gesamtschweizerische Lösung haben». Es brauche überall eine ähnliche oder gleich gute Lösung, so, dass man sich beim Einzug in eine Mietwohnung nicht noch Gedanken machen müsse, wie man jetzt sein Auto laden könne.
Der Bundesrat verkenne dabei die Ernsthaftigkeit der Situation und überlasse zu viel der Eigenverantwortung der Immobilienbesitzer und der Kantone, sagt Jauslin. Gerade von Letzteren unterstützen bisher nur wenige den Bau privater Ladestationen mittels Subventionen. So gibt es etwa im Kanton Genf 1'000 Franken, im Wallis oder Tessin 500 Franken. Einzelne Städte oder Gemeinden haben zudem eigene Anreize geschaffen.
Auch Mieter in der Pflicht
Matthias Schmid vom Immobilienverwalter Wincasa betont: Der Einbau von Ladestationen koste je nach Liegenschaft bis zu 50'000 Franken und sei ein längerer Prozess.
Es ist anzuraten, früh auf die Verwaltung zuzugehen, auch schon bevor man ein Auto gekauft hat.
Der Projektleiter Elektromobilität nimmt deshalb auch die Mieter in die Pflicht und rät, sich möglichst früh bei der Verwaltung zu melden: «Auch schon bevor man überhaupt ein Auto gekauft hat oder das in Erwägung zieht. Dann kann man als Verwaltung den Prozess im Hintergrund schon mal anstossen und so sollte es auch möglich sein, die Ladestation schneller zu installieren.»
Bis sich noch mehr Vermieter bewegen, bleibt den Elektroautofahrenden vorerst nichts anderes übrig, als weiterhin unterwegs zu laden, statt bequem zu Hause.