Seit 20 Jahren kennen die Preise für Wohneigentum nur eine Richtung: nach oben. Gemäss Untersuchungen des Immobilienberatungs-Dienstleisters Wüest Partner haben sich die Preise für Eigentumswohnungen in dieser Zeitspanne im Schnitt um 65 Prozent nach oben entwickelt, diejenigen für Einfamilienhäuser um 68 Prozent.
Der Markt ist praktisch leergekauft.
Ein Ende der hohen Nachfrage und den steigenden Preisen sei nicht in Sicht, sagt Patrick Patrik Schnorf, Leiter Marktforschung Wüest Partner, in der Sendung Eco Talk von SRF: «Die Leute haben viel gespart, viele verfügen über ein sicheres Einkommen, das sind die treibenden Faktoren.» Die Corona-Pandemie habe die Nachfrage eher noch verstärkt, da staatliche Unterstützungsmassnahmen Einkommen gesichert hätten, des Weiteren hätten die Menschen zusätzlichen Wohnraum im Grünen gesucht. «Doch der Markt ist praktisch leergekauft», sagt Schorf.
Höhere Zinsen haben kaum Einfluss auf die Nachfrage
Die Inflation steigt in Europa viel stärker als angenommen. Experten gehen davon aus, dass es deswegen auch ihn der Schweiz bald zu steigenden Zinsen kommen könnte. Das zeigen auch die Preise der Anbieter bei langfristigen Hypotheken. Eine zehnjährige Festhypothek kostet heute mittlerweile etwa gleich viel, wie sie vor vier Jahren gekostet hatte.
Auf die Nachfrage nach Wohneigentum würden höhere Zinsen aber keinen grossen Einfluss haben, sagt Schnorf: «Wir gehen davon aus, dass wegen der Zuwanderung, der hohen Geburtenraten und Haushaltsteilungen die Nachfrage in nächster Zeit auch so bleiben wird», erklärt der Immobilienfachmann.
Wir leben auf der Insel der Glückseligen. Die Inflationsrate in der Schweiz ist im Vergleich zu den USA und Europa sehr tief.
Auch Martin Neff, Chefökonom der Bank Raiffeisen, geht nicht davon aus, dass die Immobilienblase so schnell platzen wird: «Wir leben auf der Insel der Glückseligen. Die Inflationsrate in der Schweiz ist im Vergleich zu den USA und Europa sehr tief. Der leichte Anstieg bei den langfristigen Zinsen wirft den Markt nicht um.» Es brauche mehr Angebote, wenn man die Nachfrage und die steigenden Preise dämpfen möchte, so Neff.
Das fehlende Angebot treibt die Preise
Einfacher gesagt als getan. Vor allem in den Städten wird das Angebot immer knapper, sie verfügen über sehr hohe Attraktivität und haben deshalb auch eine hohe Zuwanderung. «Der Markt ist ausgetrocknet. Der Radius der Immobiliensuche hat sich deshalb auch auf die umliegenden ländlichen Regionen ausgedehnt», sagt Immobilienexperte Schnorf.
Das spürt auch die Stadt Sursee am Sempachersee im Kanton Luzern, verkehrstechnisch gut gelegen zwischen den Ballungszentren Luzern und Zürich. In der vergangenen zehn Jahren ist hier die Einwohnerzahl um über zehn Prozent gestiegen. Das blieb nicht ohne Folgen auf die Immobilienpreise. Eigentumswohnungen sind in diesem Zeitraum um etwa 40 Prozent teurer geworden. Die Preise für Einfamilienhäuser haben sich praktisch verdoppelt.
Es gibt immer weniger Areale, die man noch bebauen darf.
Stadtpräsidentin Sabine Beck-Pflugshaupt ist sich sicher, die Preise würden weiter steigen: «Das hat mit dem Raumplanungsgesetz zu tun. Es gibt immer weniger Areale, die man noch bebauen darf.» Sursee macht deshalb das, was in den Städten mittlerweile normal ist: Man verdichtet.
Für Schnorf von Wüest Partner ist klar: «Entweder passen wir die Raumplanung an oder wir lernen, enger zusammenzuleben.» Klar ist: Beliebig Platz, um die stetig wachsende Nachfrage nach Eigentum zu stillen, gibt es in der Schweiz nicht.