Die Sika-Aktionäre haben die langjährige Auseinandersetzung mit der Besitzerfamilie Burkard im Zusammenhang mit den Übernahmeplänen von Saint-Gobain definitiv beendet.
An der ausserordentlichen Generalversammlung (GV) sind die drei Familien-Vertreter der ehemaligen Besitzerfamilie Burkard – Urs Burkard, Jürgen Tinggren und Willi Leimer – aus dem Sika-Verwaltungsrat ausgeschieden.
Bereits im Mai kaufte Saint-Gobain die Aktien der Familie Burkard für 3,22 Milliarden Franken – eine halbe Milliarde mehr, als ursprünglich ausgehandelt. Ein Teil davon wurde gleich an Sika weiterverkauft. Saint-Gobain erzielte dabei einen Gewinn von über 600 Millionen Euro.
Neu zieht mit Justin Howell ein Vertreter der Bill-Gates-Stiftung in den Verwaltungsrat ein. Die Stiftung des Microsoft-Gründers Bill Gates ist seit vielen Jahren Sika-Aktionärin und hatte den Verwaltungsrat während der langjährigen Auseinandersetzung unterstützt.
Langer Übernahmestreit
Der Streit um die Zukunft der Sika war im Dezember 2014 entbrannt, als sich die fünf Burkard-Geschwister von der Firma trennten. Sika befand sich 104 Jahre im Besitz der Familie. Die vierte Generation der Sika-Gründerfamilie Winkler verkaufte damals ihre stimmenmässige Mehrheitsbeteiligung im Stillen für 2,75 Milliarden Franken an Saint-Gobain.
Aber der Verwaltungsrat und das Management von Sika probten dagegen den Aufstand. Mit Saint-Gobain hätte statt einem Investor ein starker Konkurrent Sika kontrolliert.
Darauf folgte eine langjährige Auseinandersetzung vor Gericht und an insgesamt fünf Generalversammlungen. Um eine Übernahme durch Saint-Gobain zu verhindern, behalf sich der Sika-Verwaltungsrat mit einem Kniff: Das Stimmrecht der Sika-Erben wurde in den wichtigsten Punkten auf 5 Prozent beschränkt (Vinkulierung). Denn eigentlich hielten die Erben mit einem kleinen Kapitalanteil von rund 16 Prozent eine Stimmen-Mehrheit von 52 Prozent. Damit wurde eine Übernahme von Sika durch Saint-Gobain verhindert.
Mit dem Aktienverkauf der Familie Burkard an Saint-Gobain und den Rückkauf durch Sika endete die Übernahmeschlacht.
Erfolgreich im Kerngeschäft
An der GV wurde auch die Einheits-Namenaktie eingeführt und die Vinkulierung der Familien-Aktien abgeschafft. Damit hat nun Sika einen modernen Ordnungsrahmen.
Trotz des Übernahmekampfes hat Sika in den vergangenen Jahren Rekordresultate geschrieben. «Wir haben die feste Absicht, dies fortzusetzen», erklärte Verwaltungsrats-Präsident Paul Hälg den Aktionären.
Mit der Beendigung des Übernahmekampfes sehe er mit grosser Zuversicht in die Zukunft, erklärte Hälg. «Und wir wollen unsere Erfolgsgeschichte noch weiter beschleunigen.» Das Unternehmen könne sich nun «voll und ganz» auf die eigene Wachstumsstrategie konzentrieren.