Der Anfang vom Ende: Unter Konzernchef Tidjane Thiam und Verwaltungsratspräsident Urs Rohner spitzt sich die Situation der Credit Suisse zu. Sie bauen die Bank um und führen zwei milliardenschwere Kapitalerhöhungen durch. 2015 schreibt die CS einen Verlust von 2.9 Milliarden Franken. 2020 tritt Thiam wegen der Beschattung von mehreren Topmanagern durch die Bank zurück. Es folgt Thomas Gottstein. In seiner Zeit werden die Greensill- und Archegos-Skandale publik.
Die Zuspitzung: Für das Gesamtjahr 2021 resultiert ein Verlust von 1.6 Milliarden Franken. Im Juli 2022 tritt Thomas Gottstein nach 14 Monaten zurück. Dies, nachdem er einen weiteren Milliardenverlust für das zweite Quartal bekannt gegeben hat. Zum neuen Konzernchef wird Ulrich Körner ernannt, der zuvor die Asset-Management-Division geleitet hat.
Die Rolle des Auslands: Eine grosse internationale Investmentbank stehe «am Abgrund». Das schreibt der australische Wirtschaftsjournalist David Taylor am 1. Oktober 2022 auf der Plattform Twitter (heute X). Am Montag darauf eröffnet die CS-Aktie an der Schweizer Börse 10 Prozent tiefer. Es folgen massive Geldabflüsse. Im gesamten vierten Quartal ziehen Kunden rund 110 Milliarden Franken oder rund acht Prozent der verwalteten Vermögen von der Bank ab. Beides zeigt, wie verwundbar die Bank zu jenem Zeitpunkt schon war.
Die Rettungsversuche: Die Bank kündigt eine Restrukturierung und eine Kapitalerhöhung über 4 Milliarden Franken an. Die verlustträchtige Investmentbank soll verkleinert werden. Als neue Investorin holt die Credit Suisse die Saudi National Bank an Bord. Finanzminister Ueli Maurer beschwichtigt im Dezember 2022 kurz vor seinem Rücktritt: Man müsse die Credit Suisse «jetzt einfach ein Jahr oder zwei in Ruhe lassen». Im Februar weist die Bank für das Geschäftsjahr 2022 einen Verlust in Höhe von 7.3 Milliarden Franken aus. Es ist das höchste Minus seit der Finanzkrise.
Die letzten Tage: Die Saudi National Bank als grösste Aktionärin schliesst in einem Interview am 15. März eine weitere finanzielle Unterstützung der CS aus. Am Tag darauf leiht sich die Credit Suisse bis zu 50 Milliarden Franken von der Schweizerischen Nationalbank. Diese betont gemeinsam mit der Finanzmarktaufsicht Finma, dass die Grossbank die an systemrelevante Banken gestellten Anforderungen an Kapital und Liquidität erfülle. Der Beruhigungsversuch verpufft.
Der 19. März 2023: An einem Sonntag geben Bundesrat, Behörden und Banken die Übernahme der CS durch die UBS bekannt. Die UBS bezahlt rund 3 Milliarden Franken in UBS-Aktien für die Übernahme der Konkurrentin. Die Nationalbank leistet Liquiditätshilfen von insgesamt 200 Milliarden Franken, und der Bund spricht für die UBS Garantien von 9 Milliarden Franken. Insgesamt geht der Bund bei dem Deal Verpflichtungen von 109 Milliarden Franken ein.
Die Nachwirkungen: Zehn Tage später ernennt die UBS einen alten Bekannten zum Konzernchef: Sergio Ermotti. Ihm wird zugetraut, die Integration zu vollziehen. Am 12. Juni 2023 geht die 167-jährige Geschichte der Bank zu Ende. Die CS-Aktie wird letztmals an der Schweizer Börse gehandelt. Der letzte Kurs liegt bei 81.7 Rappen das Stück – mehr als hundertmal weniger als vor der Finanzkrise. Seit Juni 2023 untersuchte eine Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) die Verantwortlichkeiten.