Der Elektroauto-Hersteller Tesla setzt zu einer Entschlackungskur an: Neun Prozent der Angestellten müssten entlassen werden, kündigte CEO Elon Musk auf Twitter an. Nicht vom Stellenabbau betroffen ist laut Musk die Produktion. SRF-Wirtschaftsredaktor Massimo Agostinis erklärt, was dahinter steckt.
SRF News: Musk begründet den Stellenabbau mit der Notwendigkeit, profitabel zu werden. Ist die Aktion also als Befreiungsschlag gedacht?
Massimo Agostinis: Ja, das kann man so sehen. Tesla ist seit 15 Jahren konstant in den roten Zahlen. Die Anleger wussten zwar, dass sie einen langen Anlagehorizont haben werden. Aber sie werden langsam unruhig. Mit diesem Abbau von neun Prozent möchte CEO Musk seinen Anlegern nun wohl zeigen, dass er das Unternehmen fit trimmt, es entschlackt, damit vielleicht dann doch gelegentlich einmal etwas Gewinn für sie herausschaut.
Laut Musk ist der Führungs- und Verwaltungsapparat zu aufgebläht, es gebe Doppelbesetzungen. Ist Tesla einfach zu schnell gewachsen?
Tesla ist sehr schnell gewachsen, vor allem seit das Modell 3 lanciert wurde. Das ist ein Basismodell, das nicht so viel kostet wie die Vorgängermodelle. Aber ob Tesla wirklich so stark gewachsen ist, dass es gleich neun Prozent zu viele Mitarbeiter im Verwaltungsapparat hat, das bezweifle ich ein bisschen.
Musk ist ein bisschen wie Konrad Adenauer, der ehemalige deutsche Kanzler, der sagte: Was interessiert mich morgen, was ich gestern gesagt habe?
Tesla ist ja nicht durch die Fusion von zwei Unternehmen entstanden, sondern alleine gewachsen. Beobachter gehen davon aus, dass Musk jetzt die Zitrone im Verwaltungs- und Marketingapparat bis aufs Letzte auspressen wird.
Bei der Produktion des neuesten Automodells kämpft Tesla mit grossen Verzögerungen. Eigentlich müsste Tesla doch mehr Leute einstellen?
Das könnte sogar passiert sein. Die letzten Mitarbeiterzahlen datieren von Ende letzten Jahres. Man weiss also nicht, was in den letzten fünf Monaten passiert, ist ob Musk in der Produktion ausgebaut hat. Gut möglich, dass er das getan hat – er hat es zumindest immer versprochen. Deshalb weiss man auch nicht ganz genau, ob sich diese neun Prozent Abbau auf die Mitarbeiterzahl von Ende letzten Jahres beziehen. Das wären dann etwa 3500 Leute, die entlassen werden. Oder vielleicht sind es in der Zwischenzeit viel mehr geworden, und deshalb werden auch noch viel mehr Leute entlassen.
Musk schreibt, es werde nie mehr zu einer so schmerzhaften Entlassungswelle kommen. Ist das nicht ein gefährliches Versprechen?
Das ist Mumpitz. Musk ist ein bisschen wie Konrad Adenauer, der ehemalige deutsche Kanzler, der sagte: Was interessiert mich morgen, was ich gestern gesagt habe? Diese Aussage ist bloss für die Galerie. Man weiss ja nicht mal, ob Tesla als Gesamtes überleben wird. Schliesslich ist der Schuldenberg so gross und man weiss nicht, wann das Unternehmen endlich in die Gewinnzone fährt.
Das Gespräch führte Hans Ineichen.