Die Zahl der bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) als arbeitslos gemeldeten Personen ging per Ende April um knapp 6700 auf noch rund 151'280 zurück, wie das Seco am Freitag mitteilte. Dabei seien im Bau etwa 2500 Arbeitslose weniger gezählt worden. Im Detailhandel fiel die Arbeitslosigkeit um rund 280 Personen geringer aus. Auch im Gastgewerbe ging die Arbeitslosenquote zurück. Die Branche bleibt aber mit einer um den Saisoneffekt bereinigten Quote von 9.1 Prozent der am stärksten betroffene Bereich der Wirtschaft. Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Seco, ordnet die Zahlen ein.
SRF News: Sind die Zahlen vom April ein erster Schritt zur Normalisierung auf dem Arbeitsmarkt?
Boris Zürcher: Wir interpretieren die Zahl tatsächlich auch als positives Signal. Wir haben aber immer noch eine überdurchschnittlich hohe Arbeitslosenquote.
Die Arbeitslosigkeit hat nicht weiter zugenommen. Allein das ist schon positiv.
Letztes Jahr ab Mitte März ist mit dem Lockdown die Arbeitslosigkeit rasant gestiegen. So gesehen ist der Vorjahresvergleich kritisch zu betrachten. Aber immerhin stellen wir fest, dass die Arbeitslosigkeit nicht weiter zugenommen hat. Allein das ist positiv zu bewerten.
Sind Bau, Gastronomie und Kultur immer noch diejenigen Branchen, in denen die Arbeitslosigkeit am höchsten ist?
Im Gastgewerbe ist die Erwerbslosigkeit mit der Pandemie massiv gestiegen. Das ist eine Branche, die stark von den behördlichen Massnahmen betroffen ist und deren Aktivitäten eingeschränkt sind. Auch die Reisebranche ist betroffen, inklusive dem Flugverkehr.
So ganz reibungslos verläuft die Erholung demnach nicht?
Es ist sicher so, dass wir in bestimmten Bereichen mit einem Strukturwandel zu rechnen haben. Dazu gehört sicher die Luftfahrtindustrie und deren Zulieferbetriebe. Da können allein mit einer Kurzarbeitsentschädigung längerfristig die Arbeitsplätze nicht gerettet werden können. Im Gastgewerbe erwarte ich weniger, dass es zu fundamentalen Strukturveränderungen kommt. Ich gehe davon aus, dass mit der Aufhebung der Massnahmen dort eine rasche Belebung stattfindet.
Die Kurzarbeit hat noch zugenommen. Über 400'000 Personen beziehen nun Kurzarbeitsentschädigung. Ist sie wichtig als Puffer, im Moment?
Genau, das ist der Puffer. Wir beobachten, dass sich die Arbeitslosigkeit relativ stark dem üblichen saisonalen Muster angeglichen hat. Alle anderen Fluktuationen, eben die, die durch behördliche Anweisungen entstanden sind, wurden durch Kurzarbeit abgefedert. Die Einschränkungen, die noch bestehen, betreffen vor allem das Gastgewerbe. Deshalb sind die Zahlen dort, was die Kurzarbeit angeht, wieder am Steigen. Aber wenn nicht noch weitere Einschränkungen kommen, haben wir den Höchststand nun erreicht.
Ich erachte es in verschiedenen Bereichen als notwendig, die Kurzarbeitsentschädigung auf 24 Monate auszudehnen. Es ist geplant, ab 1. Juli die Kurzarbeit auszuweiten, aber das entscheidet natürlich der Bundesrat und ich will ihm nicht vorgreifen. Aber wir haben diesen Antrag gestellt.
Das Gespräch führte Klaus Bonanomi.