Der Reaktorunfall im japanischen Fukushima 2011 sorgte in der Schweiz für einen Grundsatzentscheid: weniger Strom aus Kernkraftwerken, dafür mehr aus erneuerbaren Quellen. Eine solche ist die Windkraft. In der Schweiz ist der Anteil der Windkraft aber noch immer verschwindend klein. Doch die Windenergieanlagen in der Schweiz produzierten im ersten Halbjahr 2021 eine Rekordmenge an Strom.
22 Prozent mehr Strom wurde durch Windkraft generiert als bei der Planung berechnet worden ist. Für Markus Geissmann, Leiter Bereich Windenergie beim Bundesamt für Energie (BFE), sind das positive Zeichen: «Das zeigt, dass Windenergie in der Schweiz gut funktioniert. Es zeigt, dass da ein Potenzial besteht, das wir heute noch nicht nutzen, das aber für das Erreichen unserer Ausbauziele im Rahmen der Energie- und der Klimaziele wichtig ist.»
Insgesamt rotieren in der Schweiz gerade einmal 41 Windräder – sie liefern Strom für rund 44'000 Haushalte. Zum Vergleich: Im deutschen Bundesland Baden-Württemberg stehen schon heute über 700 Windanlagen. Laut Markus Geissmann bräuchte es rund 600 Anlagen in der Schweiz zur Umsetzung der Energiestrategie. Davon ist man heute weit entfernt.
Lange Bewilligungsverfahren
Einer, der die Windkraft schon seit Langem nutzt, ist Roland Aregger. Der Geschäftsführer der Windpower AG betreibt seit 16 Jahren eine Windanlage im luzernischen Entlebuch.
Für ihn ist klar, was es braucht, um der Schweizer Windkraft einen Schub zu verleihen: «Es braucht eine Vereinfachung bei den Bewilligungsverfahren.» Während die Planung von Windanlagen in den Nachbarländern zwischen zwei und sechs Jahren beträgt, dauert es hierzulande im Schnitt rund 20 Jahre.
Widerstand aus der Bevölkerung
Die langwierigen Verfahren widerspiegeln allerdings die Bedenken in Teilen der Bevölkerung gegenüber der Windkraft. Einsprachen verlängern oftmals die Bewilligungsphasen. Unbegründet sind die Vorbehalte der Bürgerinnen und Bürger aber nicht, denn Windräder sind auch immer ein Eingriff ins Landschaftsbild.
Das stösst auch bei Markus Geissmann vom BFE auf ein gewisses Verständnis: «Die Anlagen sind heute grösser als sie es noch vor zehn oder zwanzig Jahren waren. Das hat den Vorteil, dass sie sehr viel mehr Strom produzieren als früher. Auf der anderen Seite sind die Anlagen in der Landschaft sichtbarer, man kann sie nicht verstecken.»
Das Resultat: Bei acht Windparks mit insgesamt 68 geplanten Anlagen steht ein Urteil des Bundesgerichts aus. Der Ausgang dieser Verfahren wird mit darüber entscheiden wie zukünftig der Spagat zwischen Wirtschaft und Landschaftsschutz gelingen soll.